Jahresbericht 2023

Die Stiftung palliacura hat der Aufsichtsbehörde BVS beantragt, sich organisatorisch endgültig von der Stifterin EXIT loszulösen. Ende Oktober 2023 wählte der EXIT-Vorstand den neuen palliacura-Stiftungsrat für die nächsten drei Jahre. Durch eine Änderung in der dem BVS vorgelegten neuen Stiftungsurkunde wird sich künftig der Stiftungsrat selbst erneuern und ergänzen. Rein juristisch hat sich palliacura zwar von der Stifterin EXIT getrennt, an der ethischen Ausrichtung der Stiftungstätigkeit wird sich jedoch nichts ändern.

Zum letzten Mal wählte Ende Oktober 2023 der EXIT-Vorstand den pallliacura-Stiftungsrat: Peter Kaufmann und Bernhard Egger erklärten sich bereit, weiterhin für die Stiftung tätig zu sein. Neumitglieder im Stiftungsrat sind Kathrin Joho, Vizepräsidentin der KESB Olten-Gösgen, und Martin Glauser, Chemiker im Support bei einer pharmazeutischen Firma in Basel. Erstmals seit Bestehen der Stiftung wirken seit Anfang 2024 bei palliacura keine EXIT-Vorstandsmitglieder mehr im Stiftungsrat mit. Mit einer besonderen Würdigung verabschiedete der palliacura-Stiftungsrat Mitte November 2023 die beiden langjährigen Mitglieder Dr. Marion Schafroth und Dr. Andreas Stahel, beides Mitglieder des EXIT-Vorstandes. 

Neue Stiftungsurkunde nötig

Zwei wichtige Gründe führten zur Neuausrichtung der Stiftung palliacura. Palliative Care hat in vielen Kantonen der Schweiz mittlerweile einen hohen Stellenwert erhalten – nicht zuletzt auch wegen der stetigen Anstösse finanzieller und ideeller Art durch unsere Stiftung. Angesichts dieser positiven Situation will sich EXIT künftig strategisch einzig auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, wie EXIT-Präsidentin Schafroth im Juni 2023 an der Vereinsversammlung festgestellt hat.

Der Zeitpunkt für die Trennung ist insofern auch günstig, weil wegen geplanten Anpassungen der Rechnungslegung der Stifterin auch das Finanzwesen von palliacura ab 2024 anders zu führen und jährlich eine vollständige (sogenannt: ordentliche) Revision nötig gewesen wäre. Die Jahresrechnung der Stiftung wäre zudem Teil der konsolidierten Jahresrechnung der Stifterin EXIT geworden. Gemeinsam entschlossen sich EXIT und palliacura, diese permanenten Zusatzkosten nicht zu generieren. Die Stiftung verzichtet ab 2024 auf den Zusatz «Eine Stiftung von EXIT» und EXIT andererseits auf jegliche Einflussnahme auf die Stiftungstätigkeit. Dies wiederum machte eine Neufassung der Stiftungsurkunde nötig.

Die Berner Notarin Katharina Anderegg, EXIT-Vorstandsmitglied, erarbeitete die neue Stiftungsurkunde, die vom Stiftungsrat palliacura am 31. Mai 2023 leicht ergänzt verabschiedet wurde. Als neuer Sitz der Stiftung wurde Pontresina bestimmt, der Wohnsitz des Quästors Bernhard Egger. Der Beschluss des Stiftungsrates sowie die neue Urkunde reichte palliacura der BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich (BVS) am 23. Juni 2023 ein. Mit einem Telefonat an den palliacura-Präsidenten sowie mit formellem Schreiben vom 29. August 2023 teilte die BVS mit, dass die Urkunde lediglich einer Vorprüfung unterzogen worden war. Verschiedene Artikel wurden vom BVS, vertreten durch MLaw Vivienne Blunschi, als zu detailliert bemängelt, in der Urkunde sollte nur «das Wesentlichste selbst» aufgeführt werden. Zudem verlangte Blunschi eine Verzichtserklärung von EXIT Deutsche Schweiz.

Die kurze Frist bis zur Stiftungsratssitzung vom 12. September 2023 reichte nicht, um die Urkunde nach den Vorgaben des BVS zu bearbeiten. Die Verzichtserklärung von EXIT konnte zudem erst an der Vorstandssitzung im Oktober traktandiert werden. Demzufolge konnte der palliacura-Stiftungsrat die bereinigten Dokumente erst in der Sitzung vom 14. November 2023 besprechen und genehmigen. Mit Schreiben vom 15. November 2023 reichte der palliacura-Präsident die Dokumente erneut beim BVS ein. Bis Jahresende erhielt er dazu noch keine Antwort. Dessen ungeachtet gingen die Erneuerungsarbeiten am Corporate Design von palliacura und an den Änderungen diverser Reglemente weiter. Die neuen Reglemente sollen an der ersten Stiftungsratssitzung 2024 behandelt werden.

Websites überzeugen weiterhin

Die Neuorganisation der Stiftung zeigt sich nach aussen in einem neuen Logo und den neugestalteten Websites, die ab Februar 2024 online gingen. Seit zehn Jahren betreibt palliacura zwei Websites: palliacura.ch und sterbefasten.org. Die beiden Websites wurden im Layout erneuert und vor allem den Anforderungen für Mobile-Telefonie angepasst: Mehr als die Hälfte aller Zugriffe geschehen heute auf dem Handy.

Die Benutzerzahlen haben sich im Berichtsjahr weiterhin überaus erfreulich entwickelt. Besonders bei sterbefasten.org hat sich die Zahl der Besuche pro Tag fast verdoppelt. 2023 besuchten fast eine Viertelmillion Menschen diese Website und öffneten dort gut 5 Millionen Dateien! Diese bemerkenswerten Zahlen belegen das gesteigerte Interesse der deutschsprachigen Öffentlichkeit an Informationen zum Thema Sterbefasten.

Auf palliacura.ch veröffentlicht die Stiftung Hintergrund-Informationen zu ihrer Tätigkeit und zu neuen Entwicklungen im Bereich der Palliative Care. Das Besucherinteresse ist auch hier gut, besonders für eine Website, die nicht jeden Tag mit Aktualitäten aufwarten kann und möchte: Rund 50'000 Besuchende pro Jahr und fast 300'000 geöffnete Dateien sind in der Webstatistik aufgelistet.

Unterstützung für EXIT-Mitglieder eingestellt

Zum letzten Mal unterstützt wurden im Berichtsjahr EXIT-Mitglieder, die in einem Schweizer Hospiz verstarben. Insgesamt wurde 2023 die Summe von CHF 71'946.15 gesprochen, die den gesuchstellenden Hospizen ausbezahlt wurden. Während mehr als 30 Jahren hatte palliacura den Schweizer Hospizen das Angebot gemacht, für dort verstorbene EXIT-Mitglieder die ungedeckten Kosten bis zu einer Höhe von CHF 5'000.- zu übernehmen. Dieses Angebot wurde aber regelmässig nur von zwei Hospizen genutzt. Da palliacura die Liegenschaft in Burgdorf verkauft hat, entfallen zum einen die Einnahmen aus der Vermietung: Diese Einnahmen hatte palliacura für dieses Angebot eingesetzt. Zum anderen ist ein EXIT-Fonds nahezu aufgebraucht, der demselben Bestimmungszweck diente. Dessen ungeachtet wird sich palliacura weiterhin für die gerechte Finanzierung der durchwegs defizitären Schweizer Hospize einsetzen.

Mehrere wichtige Projekte unterstützt

Zum 10. Mal führte die Stiftung Kinderhospize Schweiz in Davos Ferienwochen für Kinder mit lebenslimitierenden Krankheiten und der Familien durch. Obwohl in der Regel die Unterstützungen unserer Stiftung im Sinne einer Anschubfinanzierung gedacht sind, gewährte palliacura 2023 nochmals eine Unterstützung in der Höhe von CHF 10'000.-

Die im Fürstentum Liechtenstein beheimatete Stiftung Help United for Children (HUC) unterstützt an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern vorwiegend in der Deutschschweiz. HUC finanziert zudem palliative Arbeitsplätze (jeweils 20 %) an Schweizer Kinderspitälern, welche die 24-Stunden-Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeizt für die schwer kranken Kinder zu Hause sicherstellt. Da in St. Gallen kurzfristig ein Sponsor ausgefallen war, bat HUC-Präsidentin Baronin von Gaisberg deshalb palliacura, für diese Stelle einmalig CHF 10'000.- zu sprechen. Dieser Antrag wurde vom Stiftungsrat genehmigt.

Verschiedene grössere Projekte, die sich im weitesten Sinn mit dem Tod auseinandersetzten, reichten Unterstützungsgesuche ein. Der Stiftungsrat musste sie jedoch ablehnen, da sie dem Stiftungszweck nicht entsprachen. Mit kleineren Beträgen unterstützte palliacura jedoch verschiedene renommierte Verlage für Buchprojekte, die sich mit dem Sterben und dem Tod befassen. Insgesamt förderte die Stiftung zudem drei Aufführungen des vieldiskutierten Theaterstücks «Gott» von Ferdinand von Schirach auf Antrag der Organisationen palliative.zh+sh und palliative.ag: In den jeweils anschliessenden Podiumsdiskussionen unter Fachpersonen wurde jeweils der Aspekt Palliative Care ins Zentrum gestellt.

Wie jedes sprach der Stiftungsrat in seiner Novembersitzung sogenannte Weihnachtsgaben: bedacht wurden diesmal die Ruedi Lüthy Stiftung, die ihr 20-Jahr-Jubiläum feiern konnte, sowie die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe mit je CHF 10'000.-. Beiträge von je CHF 5'000.- erhielten die Nachtspitex ORBETAN aus Rickenbach Sulz, ALS Schweiz, ELA Schweiz sowie Kindekrebs Schweiz.

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 15 Institutionen mit einem Gesamtbetrag von CHF 155'486.15 unterstützt.

Gute Performance ergibt Gewinn

Der Stiftungsrat hat die Jahresrechnung 2023 an seiner Sitzung vom 15. Februar 2024 zuhanden der Revisionsstelle verabschiedet. Den Schwankungsreserven wurden CHF 134'000.- zugewiesen. Bei einem Aufwand von CHF 248'695.70 und einem Ertrag von CHF 262'070.48 resultiert ein Gewinn von CHF 13'374.78. Das Ergebnis ist insbesondere auf die erzielte Performance von +6.26% auf den Wertschriftenanlagen zurückzuführen. Das Eigenkapital der Stiftung beträgt nach der Gewinneinlage CHF 1'809'790.94. Weitere Details sind der Jahresbilanz 2023 sowie den Kommentaren des Quästors zu entnehmen.

PETER KAUFMANN

Stiftungsratspräsident

Juni2024

Jahresbilanz 2023