Jahresbericht 2019

2019 hat palliacura an einer Jubiläumsfeier wiederum zwei Preise vergeben. Über ein Vierteljahrhundert lang diente die stiftungseigene Liegenschaft Chalet Erika in Burgdorf als Alzheimerstation. Nun ist die Liegenschaft zum Kauf ausgeschrieben, Interessenten erwägen eine andere Nutzung. palliacura unterstützte zudem im Berichtsjahr unter anderen das Hospiz im Park in Arlesheim und das Hospiz Aargau in Brugg mit grösseren Beträgen an die ungedeckten Aufenthaltskosten verstorbener EXIT-Mitglieder.

Mit dem palliacura-Preis zeichnet die EXIT-Stiftung palliacura in unregelmässigen Abständen Schweizer Persönlichkeiten und Institutionen aus, die sich im Bereich der Palliativpflege und -medizin mit neuen, initiativen Projekten besonders verdient gemacht haben. palliacura hat am 23. Januar 2019 im Zürcher Volkshaus zum 30-Jahr-Jubiläum der Stiftung zwei Preise im Wert von je 15'000.- vergeben.

Preisträger waren Dr.med. Andreas Weber, Leiter des Palliative Care Teams am GZO Spital in Wetzikon, sowie der Dachverband Hospize Schweiz. Als einer der ersten in der Schweiz richtete Dr. Weber ein mobiles Palliative Care Team ein, das rund um die Uhr schwerkranke Menschen am Lebensende betreut – im Spital und auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Der 2015 im Zürcher Lighthouse gegründete Dachverband Hospize Schweiz vertritt unter anderem die Interessen der Hospize, die dem Verband angeschlossen sind, gegenüber Behörden und der Öffentlichkeit, führt Tarifverhandlungen und unterstützt Massnahmen zur Entwicklung und zur Qualitätssicherung. Den palliacura-Preis entgegen nahm Hans Peter Stutz, der Geschäftsleiter des Dachverbandes.

Über 60 Gäste erfreuten sich an der Jubiläumsfeier an den musikalischen Intermezzi mit dem Gitarrenduo Michael Erni und Anton Kudryavtsev, die neu arrangierte Tangos spielten. Als Festredner hielt der Marburger em. Neurobiologe und Buchautor Dr. rer. nat. Christian Walther einen Vortrag: «Leidensmüde oder lebenssatt - Sterbefasten als Perspektive» (hier).

Alzheimerstation verlegt

Während mehr als 25 Jahren hat die Pro Senectute Amt Burgdorf in der Liegenschaft Chalet Erika ein Heim für Alzheimerkranke betrieben. Ab Oktober 2019 konnten die Patienten nach und nach in die neue, grössere Alzheimerstation im Wohnpark Buchegg übersiedelt werden. Per 27. November 2019 räumten die langjährigen Mieter die Villa und übernahm zugleich einen Teil des Mobiliars. 13 alte Spitalbetten sowie zahlreiches medizinisches Material, das kostenpflichtig hätte entsorgt werden müssen, übergab palliacura einem sozial engagierten Burgdorfer, der seit 1985 gratis Hilfsgüter nach Rumänien liefert. Übrig blieben noch weitere Gegenstände und sogar Möbel, die zur Grundeinrichtung des früheren Sterbehospizes gehörten: Sofas, Tischchen und Stühle mit Gebrauchsspuren, Abfallkübel, Vasen, Kunstobjekte von geringem Wert und anderes. Das Personal des Wohnparks Buchegg konnte bei einem Rundgang mitnehmen, was ihnen noch erhaltenswert schien oder ans Herz gewachsen war. Der Rest wurde per Mulde entsorgt.

Im Park der Villa ist der provisorische Parkplatz, der während der Bauzeit von der Mieterin der Liegenschaft eingerichtet worden war, zurückgebaut und die provisorische Absperrung entfernt worden. Alle Wege sind wiederhergestellt worden. Bei zwei, drei früheren Rasenflächen kann erst im Frühjahr 2020 ausgesät werden. Das grosse Eingangstor zum Park liess sich nicht mehr schliessen. Der Abwart des Wohnparks schloss das Tor mit einer Kette samt 500er-Türschloss ab. Stiftungsrat Bernhard Egger hat mit der Stützpunkt-Feuerwehr Burgdorf Kontakt aufgenommen, damit diese weiterhin Zugang zu Park und Wohnhaus erhält.

Bereits seit dem Frühjahr 2018 ist das Chalet Erika zum Kauf ausgeschrieben. Die Maklerfirma Von Schwanau Immobilien AG war in Verhandlung mit Kaufinteressenten. Auch die Möglichkeiten zu einer Weitervermietung sind gründlich geprüft worden. So besteht unter anderem Interesse an der Einrichtung einer Kindertagesstätte.

Rekorde für die Homepages

Die von palliacura gemeinsam mit EXIT errichtete Webseite sterbefasten.org hat im Berichtsjahr erneut Rekordzahlen aufzuweisen. Die Zahl der Anfragen hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, die Besucherzahlen und die Zahl der geöffneten Dateien haben sich beinahe verdoppelt. Die täglich rund 350 Besucher/innen öffnen über 6'000 Dateien. Besonders gut besucht sind die Fallbeispiele und auch auf die weltweit einmaligen FAQ, die fundierte Antworten auf ethische, juristische, psychologische, medizinische und pflegerische Fragen rund ums Sterbefasten geben. Die nicht tagesaktuelle Webseite stösst im gesamten deutschsprachigen Raum auf grosses Interesse. Laut Google-Statistics sind mehr als die Hälfte der Besuchenden Menschen aus dem Ausland. Eine grössere Mehrheit verwendet die Webseite auf einem Handy oder einem Tablet.

Bei unser stiftungseigenen Homepage palliacura.ch greift hingegen ein eher traditionelleres, schweizerisches Publikum auf täglich etwa 800 Dateien zu, vorwiegend ab einem Personal Computer. Die Besucherzahl liegt konstant bei etwa 140 pro Tag, was für eine nur einige wenige Male pro Jahr aktualisierte Webseite ein recht gutes Ergebnis darstellt.

Grosszügige Unterstützungen

Das stiftungseigene Chalet Erika in Burgdorf war ursprünglich ein Sterbehospiz. Finanziert worden waren Kauf und Renovation der Liegenschaft zu einem namhaften Teil durch grosszügige Spenden von EXIT-Mitgliedern. Aus Dankbarkeit übernimmt palliacura bei EXIT-Mitgliedern, die ihre letzte Lebenszeit in einem Hospiz verbringen, ungedeckte Kosten bis zu CHF 5'000.- Obwohl alle Schweizer Hospize Defizite schreiben, nehmen nicht alle dieses Angebot an. 2019 richtete die Stiftung CHF 44'143.30 an das Hospiz Aargau in Brugg aus. Aus dem EXIT-Fonds «Unterstützung Palliativpflege» erhielt palliacura andererseits CHF 50'000.-, um diese Dienstleistung weiterzuführen, solange die Kosten der Hospize nicht voll gedeckt sind.

palliacura unterstützte zudem mit einem Betrag von CHF 10'000.- eine von der Stiftung Kinderhospiz Schweiz organisierte Ferienwoche in Davos für Familien mit schwer kranken Kindern sowie mit fast CHF 12'000.- drei Weiterbildungen im Hospiz Tenna und zwei im Hospiz Zentralschweiz, das im Januar 2020 eröffnet wird. Fünf in der Schweiz domizilierte Institutionen erhielten Weihnachtsgaben von je CHF 5'000.-: die Kinderkrebshilfe Schweiz, die Ruedi Lüthy Foundation, die Lungenliga Schweiz, der Verein Kinderkrebs Schweiz sowie die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe.

Das Portfolio der Stiftung wird weiterhin von der Basellandschaftlichen Kantonalbank betreut. Dank des hervorragenden Börsenverlaufs des Jahres 2019 ergab sich eine Jahresrendite von 12.58 Prozent. Der Stiftungsrat beschloss, CHF 150'000.- als Einlage in den Werterhalt der Liegenschaft Burgdorf und CHF 30'000.- in den Schwankungsreserven zu verbuchen. Der bereinigte Jahresgewinn beträgt somit CHF 20’723.60. Der Stiftungsrat hat an seiner Sitzung vom 18. Februar 2020 dieses Ergebnis zur Kenntnis genommen. Der Revisorenbericht wird an einer späteren Sitzung vorliegen.


Jahresbilanz 2019

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura