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Villa Margaritha verkauft: Seit 2023 wieder Wohnhaus

Sie war eines der ersten Sterbehospize in der Schweiz und danach ein Vierteljahrhundert lang eine Alzheimerstation: die in Burgdorf gelegene, seit zwei Jahren leerstehende Villa Margaritha. palliacura hat sie im Herbst 2022 verkauft. Nach verschiedenen Renovierungsarbeiten dient die denkmalgeschützte Villa ab Frühjahr 2023 wieder als Wohnhaus.

Alte Häuser haben oft ihren eigenen Charme, aber ebenso oft auch weniger charmante Eigenheiten. Der vom Stiftungsrat palliacura beschlossene Verkauf der Burgdorfer Villa Margaritha hat sich vor allem deshalb etwas in die Länge gezogen. Das Liebhaberobjekt war zwar vor mehr als drei Jahrzehnten gründlich renoviert, seither aber war wenig substantiell erneuert worden.

Verschiedene Hindernisse

Einem raschen Verkauf stellten sich deshalb verschiedene Hindernisse in den Weg. Die teilweise bunten Originalbutzenfenster entsprechen inzwischen nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Wärmedämmung, eine aufwendige, fachgerechte Sanierung dürfte weit über 200’000 Franken kosten. Einige Bodenmosaike müssen ebenfalls dringend fachmännisch instand gestellt werden. Die Berner Denkmalpflege verlangte zudem ein von einem Gartenarchitekten zu erstellendes Parkpflegewerk. Fazit daraus: Der mehrmals leicht veränderte, denkmalgeschützte Park muss unbedingt in seinen ursprünglichen Zustand von 1895 zurückversetzt werden. Andererseits galt es abzuklären, ob irgendwo ein Carport erstellt werden könnte – fast alle Interessenten verlangten einen Unterstand für ihre Autos. Erst nach längeren Diskussionen renkte die Denkmalpflege ein und erlaubte dann einen Carport hinter dem Haus.

Auswirkungen auf den Kaufpreis

Und schliesslich ein Letztes: Eine gründliche Untersuchung der Bausubstanz ergab, dass bei den letzten Renovierungen im Innern des Hauses Asbestprodukte verwendet wurden und vor allem die Dachziegel Asbest enthalten, das schon jetzt bei starken Regen ins Meteorwasser gelangt. Eine erste Eilofferte ging von einem Aufwand von mindestens CHF 320'000.- aus. All diese Faktoren hatten einigen Einfluss auf den Kaufpreis, über den auf Wunsch der Käuferschaft Stillschweigen beschlossen wurde. Die Villa Margaritha, die einen neuen Namen erhalten soll, gehört nun seit dem 1. Oktober 2022 einem Ehepaar aus dem Zürcher Unterland. Die beiden haben eine grosse Erfahrung mit der Renovierung historischer Gebäude. Sie freuen sich über die Möglichkeiten, die ihnen die im sogenannten Schweizer Chaletstil erbaute Villa bietet: Sie werden nach den ersten Umbauarbeiten ab Frühjahr 2023 selbst in der Villa wohnen und zudem eine neu gestaltete Einliegerwohnung vermieten.

Bewegte Geschichte

palliacura hatte die ursprünglich von einer Burgdorfer Kaufmannsfamilie erbaute Villa vor über 30 Jahren erworben und zu einem der ersten Sterbehospize der Schweiz umgebaut. Ständige Unterbelegung, allzu tiefe Beiträge der Krankenkassen, keine Beiträge des Kantons Bern, hohe Betriebs- und Personalkosten führten in Burgdorf zu Jahresdefiziten von mehreren hunderttausend Franken. Diese hohen Defizite zwangen die Stiftung 1995 zur Schliessung der Villa Margaritha. 25 Jahre lang betrieb darauf die Pro Senectute Oberaargau Emmental im Mietverhältnis ein Alzheimerzentrum mit bis zu 14 Patienten, die sich in dem herrschaftlichen Haus und dem riesigen Park wohl fühlten. Neuen Vorschriften des Kantons genügte die Villa allerdings nicht mehr, so dass nebenan ein Neubau erstellt werden musste.

Nun hat die Villa Margaritha wiederum ihre ursprüngliche Bedeutung zurückerlangt: Sie wird das Zuhause für Menschen, die es lieben, in einem aussergewöhnlichen Ambiente zu leben.

PETER KAUFMANN

Erschienen im EXIT-Info 1.23

Bild:
Architektonisches Kleinod: Villa Margaritha in Burgdorf