Jahresbericht 2022

Die Villa Margaritha in Burgdorf war mehr als ein Vierteljahrhundert eine Alzheimerstation. palliacura konnte die denkmalgeschützte Liegenschaft im September 2022 verkaufen. palliacura förderte zudem wiederum verschiedene Projekte, die Menschen am Lebensende zugutekommen oder über diese Lebenssituation informieren.

Die Villa Margaritha in Burgdorf war eines der allerersten Hospize in der Schweiz und gehörte der Stiftung palliacura seit fast 30 Jahren. Der Verkauf der Liegenschaft wurde am 27. September 2022 auf dem Notariat Häusermann und Partner in Burgdorf abgewickelt. Über den Kaufpreis wurde auf Wunsch der neuen Besitzer Stillschweigen vereinbart. Die Käuferschaft wird ab Frühling 2023 die alte, im Winter restaurierte Villa beziehen. Im ersten Stock soll zudem eine Einliegerwohnung errichtet werden.

Schmerztherapie für krebskranke Kinder

Kinderkrebs Schweiz hat palliacura ein Reporting zum Projekt «Beste und neueste Therapiekonzepte und Schmerztherapien für krebskranke Kinder» zukommen lassen. Unsere Stiftung hatte vor einem Jahr CHF 10'000.- an dieses wichtige Projekt gesprochen. Uns schien es unhaltbar, dass die Schmerzen schwer kranker Kinder in ihrer letzten Lebenszeit nicht mehr behandelt werden konnten, weil aus Renditegründen ab 2021 ein gut eingeführtes Schmerzmittel nicht mehr produziert wurde.

Grösstenteils wurden gangbare Lösungen gefunden. Die Basler Firma Mundipharma entwickelte eine Anleitung für Kinderspitäler, wie der Inhalt eines in Kapselform auf dem Markt für Erwachsene erhältlichen Medikaments unterteilt und verarbeitete werden muss, so dass es schwer kranken Kindern verabreicht werden kann und diese nicht mehr unnötig leiden müssen. Zudem wird unter anderem nun auf Bundesebene nach einer Lösung gesucht, damit die Kosten der Medikamente für krebskranke Kinder voll übernommen werden können.

Palliativ-Projekte unterstützt

Auch in diesem Berichtsjahr hat palliacura ungedeckte Kosten von EXIT-Mitgliedern, die ihre letzten Lebenstage in einem Schweizer Hospiz verbringen, bis zu einem Betrag von CHF 5'000.- pro Fall übernommen. Insgesamt konnte die beachtliche Summe von CHF 88’323.55 ausgerichtet und diese Kosten wiederum dem EXIT-Fonds «Unterstützung Palliativpflege» verrechnet werden. Die sommerliche Ferienaktion des Kinderhospiz’ Zürich unterstützte palliacura mit CHF 10'000.-

Während der Covid-19-Pandemie zeigte es sich, dass die medizinische Betreuung der Bewohnenenden von Langzeitinstitutionen vielerorts unzureichend ist. Die Organisation palliative.ch führte deshalb im Herbst 2022 erstmals das Projekt «Das Einmaleins der Pflegeheim-Medizin» durch, ein viertägiges Fortbildungsangebot für Haus- sowie Heimärztinnen und -ärzte. palliacura übernahm ein Drittel des Defizits. Gerechnet wurde ursprünglich mit 12 Teilnehmenden. Der Erfolg war aber immens und zeigte, wie sehr der angebotene Kurs einem Bedürfnis entspricht: 24 Ärztinnen und Ärzte meldeten sich für den ganzen Kurs an, sechs weitere für das Modul Geriatrie und drei weitere für das Modul Palliative Care.

Wie jedes Jahr unterstützte palliacura verschiedene weitere Projekte mit kleineren und grösseren Beiträgen. So beispielsweise das Theater zur Waage mit dem Musiktheaterprojekt «Looking at Things», das in Elgg und Chur aufgeführt wurde. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung mit dem Sterben anhand eines heutigen Textes und Pergolesis «Stabat Mater». Der Stiftung pro Haslibrunnen sprach palliacura einen Beitrag vom CHF 10'000.- an die besonderen Pflegesessel im Entspannungs- und Besinnungsraum des Alterszentrums. Die Kosten für solche und andere Geräte fallen meist aus dem Budgetrahmen, entsprechen aber einem grossen Bedürfnis der Menschen in ihrer letzten Lebensphase.

Im Verlaufe des Sommers 2022 stellten drei Schweizer Organisationen Unterstützungs-gesuche an palliacura, die inhaltlich nicht genau dem Stiftungszweck entsprachen und daher abgelehnt werden mussten. Bei der Ausrichtung von Weihnachtsgaben kann der Stiftungsrat etwas grosszügiger vorgehen. Deshalb richtete er an diese drei Institutionen je CHF 10‘000.- aus: an ALS Schweiz und je einmalig an das Kinderspital Zürich und an die Stiftung viso parents für die Tätigkeiten im Kinderhaus Imago in Dübendorf. Weihnachtsgaben von je CHF 5‘000.- erhielten die Ruedi Lüthy Foundation, die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe sowie die Stiftung ELA Schweiz.

Homepages: Gute Ergebnisse

Die Entwicklung der beiden von palliacura betriebenen Websites ist nach wie vor erfreulich. Besonders bei sterbefasten.org liegen die Benutzerzahlen nun stets in einem höheren Bereich um die 450 Besuche pro Tag – 100 mehr als vor einem Jahr. Auch die Zahl geöffneter und somit gelesener Dateien hat sich um über 50 Prozent erhöht. Für eine Website, die nur drei oder vier Mal pro Jahr aktualisiert wird, sind dies sehr gute Zahlen. Sie zeigen aber auch das gesteigerte Interesse der Öffentlichkeit im deutschen Sprachraum am Thema Sterbefasten. palliacura leistet mit der Veröffentlichung relevanter Artikel und den eigens zusammengestellten, noch immer weltweit einmaligen FAQ nach wie vor Pionierarbeit. In diesem Zusammenhang unterstützte palliacura die auf Grund unserer Website initiierte, um vier Fallbeispiele erweiterte und aktualisierte Zweitauflage des Buches «Sterbefasten» auf Antrag des deutschen Wissenschaftsverlags Kohlhammer, Stuttgart, mit einem Druckkostenzuschuss.

Auch die Besucherzahlen auf der Website palliacura.ch sind konstant, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Gegenwärtig besuchen jeden Tag 150 bis knapp 200 Menschen die Internetadresse und öffnen dort bis zu 750 Dokumente. Die Stiftung legt auf dieser Website ihre Tätigkeit offen und behandelt oft auch grundsätzliche Themen aus dem Bereich Palliativpflege.

Grundlagen der Jahresrechnung 2022

Das Rechnungsjahr 2022 war geprägt durch den Verkauf der Immobilie Villa Margaritha und dem global schwierigen und negativen Börsenumfeld. Das durch die Basellandschaftliche Kantonalbank verwaltete Portfolio erzielte eine Performance von -14.73% (Vorjahr +7.85%). Die Jahresrechnung 2022 weist einen Verlust von CHF 329'004.43 aus. Die Stiftung verfügt per Bilanzstichtag über ein Eigenkapital von CHF 1'796'416.16. Der Stiftungsrat hat die Rechnung anlässlich seiner Sitzung vom 14. Februar 2023 zu Handen der Revisionsstelle verabschiedet. Die definitive Genehmigung erfolgte an der Stiftungsratssitzung vom 30. Mai 2023 nach Vorliegen des Revisionsberichtes. Weitere Details sind der ausführlichen Jahresrechnung 2022 und dem Kommentar des Quästors zu entnehmen.

Jahresbilanz 2022

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura