Jahresbericht 2021

Mit einer namhaften Anschubfinanzierung unterstützte palliacura im Berichtsjahr eine Palliativarztstelle beim mobilen Palliative-Care-Team des Spitals Männedorf. Im Hinblick auf den Verkauf der stiftungseigenen Liegenschaft in Burgdorf verlangte die Berner Denkmalpflege ein finanziell aufwändiges Parkpflegewerk durch eine spezialisierte Firma, da mögliche Käufer bauliche Veränderungen des weitgehend geschützten Parks vornehmen möchten. palliacura förderte zudem ein besonderes Printprodukt und mehrere Bücher, die sich intensiv mit der Situation der Menschen am Lebensende befassen.

Im ersten Vierteljahr 2021 konnte der vom EXIT-Vorstand für die Periode von drei Jahren neu gewählte Stiftungsrat palliacura als Folge der Corona-Pandemie keine ordentliche Sitzung durchführen. Alle Diskussionen und Beschlüsse sowie die Konstituierung erfolgten per Mail auf schriftlichem Weg: Peter Kaufmann amtiert weiterhin als Präsident und betreut neu gemeinsam mit der Vizepräsidentin Marion Schafroth als Stellvertreterin das Protokoll; Bernhard Egger behält sein Amt als Quästor. Neu zeichnungsberechtigt zu zweien ist Stiftungsrat Andreas Stahel. Die Sitzungen in den nächsten neun Monaten konnten dann ordnungsgemäss abgehalten werden.

Burgdorf: Parkpflegewerk nötig

Das Käuferinteresse an der Liegenschaft Villa Margaritha in Burgdorf ist nach wie vor vorhanden und momentan seit dem Ende des Lockdowns wieder recht gross. Laut den regelmässigen Reporten der Maklerfirma Lubana AG Burgdorf gibt es monatlich bis zu 300 Anfragen, etwa zehn Prozent erhalten eine Dokumentation, und es finden bis zu sieben Besichtigungen statt. Ende 2021 sind fünf Interessenten vorhanden, die ernsthafte Kaufabsichten hegen. Die nötigen Renovationskosten und die damit verbundenen Auflagen der Berner Denkmalpflege schrecken jedoch etliche potentielle Käufer ab, die eigentlich vom besonderen Charme der Gründerzeitvilla begeistert wären. So ist vor allem unklar, ob in der riesigen, durchwegs geschützten Parkanlage Nebengebäude, ein Carport oder zumindest Parkplätze erstellt werden könnten. Für die meisten der Kaufinteressenten, welche die Villa als Wohnobjekt nutzen möchten, sind diese Abklärungen und die Stellungnahme der zuständigen Behörden (Denkmalpflege, allenfalls auch der Baubehörde Burgdorf) von grosser Wichtigkeit.

Die Denkmalpflege des Kantons Bern verlangte deshalb nach etwelchen Vorabklärungen im Verlaufe des Sommers, dass ein sogenanntes Parkpflegewerk zu erstellen ist, damit gute Unterlagen für einen sachkundigen Entscheid zu allfälligen Änderungs- oder Bauwünschen vorliegen. Der Stiftungsrat entschloss sich trotz einiger Bedenken, durch die erfahrenen Burgdorfer Landschaftsarchitekten Moeri & Partner AG die Situation grundlegend abklären zu lassen, erlaubte aber in diesem Zusammenhang keine gartenarchäologischen Arbeiten. Beschlossen wurde ein Kostendach von CHF 25'800.- abzüglich eines möglichen Kostenbeitrags der Berner Denkmalpflege. Das Projekt dürfte Anfang 2022 abgeschlossen sein und kann dann in der Mai-Sitzung vom Stiftungsrat eingehend behandelt werden.

Homepages: Gute Ergebnisse

Jährlich besuchen rund 130'000 Interessenten für längere Zeit die von palliacura und EXIT gemeinsam betriebene Homepage sterbefasten.org. Die Besucher öffneten mehr als zwei Millionen Dateien: Am beliebtesten sind die ausführlichen, weltweit nach wie vor einmaligen FAQ zu allen Themen rund um das Sterbefasten sowie die laufend aktualisierten Fallgeschichten. Diese eindrücklichen Zahlen zeigen, wie sehr diese Form des selbst bestimmten Sterbens im deutschen Sprachraum zu einem viel diskutierten Thema geworden ist. Dass laut Google Statistics überdurchschnittlich viele Anfragen von Mobile-Telefonen stammen, belegt deutlich, dass auch jüngere Leute und wohl auch viele Pflegende auf dieser Website nach Antworten suchen. Die Website palliacura.ch, auf der die Stiftung ihre Tätigkeit offenlegt und auch grundsätzliche Themen aus dem Bereich Palliativpflege behandelt, hat gerade mal halb so viele Besucher:innen und es werden nur etwa 350'000 Dateien geöffnet.

Palliativ-Projekte gefördert

Auch im Berichtsjahr hat palliacura ungedeckte Kosten von EXIT-Mitgliedern, die ihre letzten Lebenstage in einem Schweizer Hospiz verbringen, bis zu einem Betrag von CHF 5'000.- übernommen. Insgesamt konnten über CHF 66’000.- Franken ausgerichtet und diese Kosten wiederum dem EXIT-Fonds «Unterstützung Palliativpflege» verrechnet werden.

Das Spital Männedorf hat für einen grösseren Teil des Zürcher Kantonsgebiets am rechten Zürichseeufer gemeinsam mit der Spitex-Organisation Palliaviva ein mobiles Palliative-Care-Team aufgebaut. In der Praxis zeigte sich, dass es sinnvoll wäre, dieses Team durch einen ausgebildeten, spezialisierten Palliativ-Facharzt zu ergänzen. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte das mobile Palliative-Care-Team des Spitals Männedorf seine Arbeit jedoch verspätet erst Anfang November aufnehmen, wobei die Stelle auf zwei Fachärztinnen aufgeteilt wurde. palliacura unterstützte dieses Projekt mit einer namhaften Anschubfinanzierung à fonds perdu.

Die Stiftung Kinderhospiz Schweiz hat auch im Sommer 2021 trotz der schwierigen Pandemie-Situation für Familien mit lebenslimitierend erkrankten Kindern Ferienwochen in Davos angeboten. Die Kosten pro Familie (Aufenthalt, Betreuung, pflegerische Versorgung etc.) betragen jeweils rund CHF 10'000.- Der Stiftungsrat beschloss, die Kosten für eine Familie zu übernehmen.

Die im September neu eröffnete Luzerner Institution Hof Rickenbach bietet Betreuungsangebote vor allem für jungerkrankte Menschen mit Demenz an. Der Stiftungsrat befasste sich mit diesem innovativen und zukunftsorientierten Projekt und vor allem für das Angebot «Oase», wo sich in einer Dachwohnung jeweils maximal vier Menschen in der Endphase des Lebens gegenseitig unterstützen. palliacura finanzierte zwei Pflegebetten mit Matratzen.

«Kinder, die an einer Krebserkrankung leiden, haben oft starke Schmerzen und benötigen deshalb die bestmögliche Schmerztherapie. Umso dringlicher wird es, wenn sie in ihren letzten Lebenswochen palliativ versorgt werden müssen. Bisher konnten Kinderonkologen auf ein sehr effizientes Schmerzmittel der Firma Mundipharma Medical Company zurückgreifen, dessen Produktion 2020 aus Kostengründen eingestellt wurde. Eine Alternative gibt es für kleine Kinder derzeit nicht.» So begründete die Stiftung Kinderkrebs Schweiz ihren Unterstützungsantrag zum Projekt «Neue Therapiekonzepte und Schmerztherapien für krebskranke Kinder». Der Stiftungsrat war sich einig, dass diese Situation unerträglich ist. Gesprochen wurde deshalb ein Betrag von CHF 10'000.-

In Anbetracht der nicht zuletzt wegen den Ausgaben für die Liegenschaft Burgdorf etwas angespannten finanziellen Situation entschloss sich der Stiftungsrat, dieses Jahr nur fünf Weihnachtsgaben à CHF 5‘000.- zu sprechen. Weihnachtsgaben erhielten: Die Ruedi Lüthy Foundation, die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe, die Kinderspitex Nordwestschweiz, der Verein ALS Schweiz sowie die Stiftung ELA Schweiz.

Printprojekte unterstützt

Für mehrere Buchprojekte sprach der Stiftungsrat namhafte Druckkostenzuschüsse. So etwa für das Buch «Selbstbestimmt bis zuletzt. Sterbehilfe in der Schweiz» (NZZ Libro), das im Frühjahr 2022 aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums von EXIT erscheint. palliacura bezahlte an das vom bekannten Journalisten Karl Lüönd erarbeitete Buch einen Druckkostenzuschuss und übernimmt die Fotokosten je nach Aufwand.

Der Zürcher Verlag Hier und Jetzt realisiert ein Buchprojekt zum Thema Palliative Care. In einer Mischung aus Biografie und Sachbuch sollen durch die renommierte Journalistin Rebekka Haefeli der Schweizer Palliative-Care-Pionier Roland Kunz und sein Engagement für einen würdigen, selbstbestimmten Umgang mit dem Thema Sterben sowie die Ärztin Eva Bergsträsser, die sich für das Thema Kinder Palliative Care engagiert, porträtiert werden. palliacura unterstützte auch dieses Projekt mit einem Druckkostenzuschuss.

Der Berner Verlag Stämpfli veröffentlichte im Herbst das Sachbuch «Sterben dürfen / müssen?» zum assistierten Suizid und zur Rolle der Ärzteschaft. Autoren sind die Journalistin Isabell Rüdt und der em. Prof. Christophe Huber. palliacura sprach auch hier einen Druckkostenbeitrag.

Die Grafikerin Selina Fässler, Tägerwilen, gestaltete ein dreiteiliges Frage-Antwort-Set «RUND UM» zu heiklen Fragen im Bereich der letzten Lebensphase. palliacura übernahm einen Drittel der Druck- und Herstellungskosten.

Die Tägerwiler Grafikerin wirkte auch an der Ausstellung «The End – My Friend? Umsorgt in den Tod» im Friedhof Forum Zürich mit, die noch bis 14. Juli 2022 zu sehen und zu erleben ist: Nicht nur ältere, sondern auch jüngere Menschen sollen sich Gedanken über Palliative Care, das Sterben und den Tod machen. palliacura ermöglichte mit einem grösseren Betrag die Produktion des gleichnamigen Begleitbuchs. Zwölf Schweizer Autorinnen, unter ihnen bekannte Schriftstellerinnen wie Sibylle Berg, Milena Moser oder Ruth Schweikert, befassen sich in kurzen Texten mit dem Sterben und dem Tod. Hinzu kommen neun, von der Journalistin Sabine Arnold sorgfältig recherchierte Texte, in denen schwer kranke Menschen, deren Angehörige, aber auch Fachpersonen aus der Palliative Care zu Worte kommen. Vorgestellt wird dabei auch die tägliche Arbeit der gemeinnützigen Zürcher Stiftung Palliaviva, die als Ergänzung zu den regionalen Spitex-Diensten spezialisierte palliative Pflege für schwerkranke oder unheilbare Menschen anbietet, die zuhause sterben möchten.

Grundlagen der Jahresrechnung 2021

Das von der Basellandschaftlichen Kantonalbank verwaltete Portfolio erreichte im Berichtsjahr eine gute Performance von 7.85 Prozent (Vorjahr: Performance 5.26 %). In der laufenden Rechnung resultierte ein bereinigter Jahresverlust von CHF 80'973.31 (Vorjahr: CHF 144'339.28). Der Aufwand für die Liegenschaft Villa Margaritha in Burgdorf belief sich auf CHF 45’668.80, rund CHF 25'000.- weniger als im Vorjahr. Der Stiftungsrat hat in seiner Sitzung vom 8. Februar 2022 die Jahresrechnung 2021 zuhanden der Revisionsstelle verabschiedet. Die Genehmigung der Jahresbilanz 2021 erfolgte Ende Mai 2022 nach Vorliegen des Revisionsberichts.


Jahresbilanz 2021

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura