Jahresbericht 2020

Verschiedene wichtige Tätigkeiten musste der Stiftungsrat Corona-bedingt auf schriftlichem Weg erledigen, unter anderem mehrere grössere Unterstützungsgesuche. Vor dem geplanten Verkauf der stiftungseigenen Liegenschaft in Burgdorf wurden Teilrenovierungen vorgenommen. Eine geplante Ausstellung sowie andere Pläne mussten jedoch auf 2021 verschoben werden.

Ein Vierteljahrhundert lang stand das nun leerstehende Chalet Erika dem Wohnpark Buchegg und der Pro Senectute Emmental-Oberaargau als Alzheimerstation zur Verfügung. Während der ersten Welle der Corona-Pandemie bot der Stiftungsrat palliacura die Burgdorfer Villa dem Regionalspital und den Stadtbehörden gratis als Notspital an. Dieses Angebot stiess auf Interesse, doch bestand in der Folge und besteht auch gegenwärtig kein Bedarf. Geprüft wurde zudem, ob sich die Villa als Frauenhaus betreiben liesse. Dazu wären allerdings in den Wohnräumen umfangreiche, kostenintensive Schutzarbeiten nötig gewesen, ist doch auch die gesamte Innenausstattung des aus der Gründerzeit stammenden Hauses denkmalgeschützt. Eine Vermietung an das Berner Frauenhaus kam somit nicht in Frage.

Neue Immobilienfirma verpflichtet 

Im Sommer des Berichtsjahres schloss der Stiftungsrat einen neuen Immobilienmaklervertrag mit der erfahrenen Burgdorfer Agentur Lubana AG ab. Aufgrund der Verkaufsabsichten mussten einige dringende Teilrenovierungen vorgenommen werden. Der Stiftungsrat bewilligte daraufhin einen Rahmenkredit von CHF 25'000.-, unter anderem, um die wertvollen Parkettböden fachmännisch freizulegen und, soweit es nötig war, auch zu flicken. Eine geplante Ausstellung in Zusammenarbeit mit einer Erlacher Galerie musste wegen der Corona-Situation verschoben werden, doch möchten wir alles daransetzen, damit die Liegenschaft in der Öffentlichkeit in Erinnerung bleibt. Auf Vorschlag der Maklerfirma wird die Liegenschaft wiederum unter dem alten Namen Villa Margaritha inseriert. Neben dem neuen Mäklervertrag mussten diverse andere Verträge erneuert oder verlängert werden, so unter anderem Verträge mit einem Hausdienst-Fachmann und mit der Securitas. Die seit Jahrzehnten auf unserem Areal befindliche Elektroverteilkabine war beschädigt und musste vom Burgdorfer Energieversorger Localnet AG aus Sicherheitsgründen sofort erneuert werden. Aus dem neu abgeschlossenen Vertrag ergaben sich für palliacura keine Folgekosten. Die am nördlichen Rand der Liegenschaft gelegene Scheunenstrasse wurde von der Stadt saniert; auch hier entstanden den Anliegern keine zusätzlichen Kosten.

Umfassende Gartenarbeiten

Die Garten- und Umgebungsarbeiten der Villa Margaritha waren ein Vierteljahrhundert lang grösstenteils von der Mieterin, dem Wohnpark Buchegg, übernommen worden, die allerdings – mit unserem Einverständnis – durch eigene Angestellte nur das Nötigste machen liess. Nachdem der Park während der Bauarbeiten im Wohnpark teilweise als Parkplatz genutzt werden musste, liessen die Mieter noch vor Ablauf des Mietvertrages diesen Teil in Stand stellen. Der restliche Park – der in seiner Gesamtheit denkmalgeschützt ist – musste nun auf unsere Kosten ebenfalls wieder in Form gebracht werden. An einer Schwarzföhre am Grenzzaun zum Wohnpark entfernten Spezialisten viel Dürrholz; bei einer verfaulenden und verpilzten Blauzeder schnitten sie aus Sicherheitsgründen und im Einverständnis mit der Berner Denkmalpflege den gesamten Baum bis auf den Wurzelstock zurück. Eine Arbeit von zwei Tagen für die erfahrenen Baumpflegespezialisten: Fast CHF 6'000.- kosteten diese dringende Gartensanierung. Zusätzliche Mehrkosten ergaben sich durch das Jäten und die Pflege des Rasens. Der verantwortliche Immobilienmakler sanierte mit einigen Litern Milch das zuvor völlig undurchsichtige Wasser des grossen Teiches, der die Form der Schweiz hat: Nun sind die vielen bunten Goldfische wieder gut sichtbar.


Sterbefasten-FAQ aktualisiert

Im Jahresdurchschnitt verweilen täglich 364 Besucher für längere Zeit auf der von palliacura und EXIT gemeinsam betriebenen Homepage sterbefasten.org und öffnen dabei jeden Tag über 6'000 Dokumente. Der grösste Teil dieser Besucher sucht in den umfangreichen FAQ zum «Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit» Antworten auf zahlreiche Fragen, die sie beruflich oder persönlich intensiv beschäftigen. Dieses weltweit nach wie vor einmalige Dokument wurde von Dr. Christian Walther, dem Co-Autor des Standardwerkes «Ausweg am Lebensende», sowie dem palliacura-Präsidenten Peter Kaufmann im Sommer / Herbst 2020 gründlich überarbeitet, da sich unter anderem in der Fachliteratur neue Erkenntnisse zum Sterbefasten ergeben haben: So etwa auch aus den Fallbeispielen des von palliacura geförderten Buches «Sterbefasten» (Kohlhammer), das Ende Sommer erschienen ist und ebenfalls auf grosses Interesse stösst.

Hospize unterstützen

palliacura übernimmt seit vielen Jahren ungedeckte Kosten von EXIT-Mitgliedern, die ihre letzten Lebenstage in einem Schweizer Hospiz verbringen. Pro Fall werden allerdings höchstens CHF 5'000.- vergütet und nicht alle Hospize treten auf dieses Angebot ein. 2020 konnte der Stiftungsrat an zwei Hospize insgesamt mehr als CHF 90'000.- Franken ausrichten und diese Kosten wiederum dem EXIT-Fonds «Unterstützung Palliativpflege» verrechnen. Diese Hilfe führt palliacura so lange weiter, als bei der Stiftung die dafür nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind oder bis die Tarifbedingungen für Hospize in der Schweiz kostendeckend neu festgelegt werden. Erste politische Vorstösse dazu sind unterwegs, palliacura unterstützt dabei den Dachverband Schweizer Hospize publizistisch.

Seit Jahren fördert palliacura auch Weiterbildungen im Bereich Palliativpflege. Dieses Jahr besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass sich auch eine Luzerner Hausärztin in Palliativpflege weiterbildete: palliacura übernahm die Hälfte der Kurskosten. Es wäre im Sinne einer vom Bund geforderten besseren Abdeckung der Palliativpflege in der Schweiz wünschenswert, wenn sich vermehrt Hausärztinnen und Hausärzte in diesem Fachbereich weiterbilden würden.

Sechs in der Schweiz domizilierte Institutionen erhielten Weihnachtsgaben. Je CHF 5'000.-gingen an den Verein ELA Suisse, die Kispex Zürich, die Lungenliga Schweiz sowie die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe. Die Ruedi Lüthy Foundation und der Verein ALS Schweiz wurden mit CHF 10'000.- bedacht.

Zwei Stiftungsratssitzungen abgesagt

Wegen der Corona-Pandemie mussten die Stiftungsratssitzungen vom Mai und November abgesagt werden, sind doch zwei der vier Stiftungsräte Hochrisikopersonen. Sämtliche vorgesehenen Geschäfte konnten auf schriftlichem Weg erledigt werden: Teilweise im Mailverkehr, teils brieflich. So genehmigte der Stiftungsrat beispielsweise die Jahresrechnung 2019 auf schriftlichem Weg und nahm ebenso den Bericht 2019 der Revisionsstelle zur Kenntnis. Für das letzte Quartal wurden die Tätigkeiten der Stiftung eigens in einem Protokoll festgehalten, da keine Stiftungsratssitzung durchgeführt werden konnte.

Im Dezember 2020 wählte der EXIT-Vorstand den palliacura-Stiftungsrat für die nächste Periode von drei Jahren. Peter Kaufmann als Präsident, Marion Schafroth als Vizepräsidentin und Bernhard Egger als Quästor stellten sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Ilona Bethlen, seit 2013 ordentliche Stiftungsrätin, hatte bereits im Frühjahr ihren Rücktritt angekündigt. Mit einem Geschenk verbunden dankte ihr der Stiftungsrat auf schriftlichem Weg für ihre Tätigkeit als Aktuarin; ein freundschaftliches Beisammensein mit Nachtessen wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Der EXIT-Vorstand wählte Andreas Stahel neu in den Stiftungsrat, der sich Anfang 2021 selbst konstituieren wird.

Für das von der Basellandschaftlichen Kantonalbank verwaltete Portfolio musste im Berichtsjahr ein neuer Basisvertrag abgeschlossen werden. Bank und Stiftungsrat beobachteten den stark schwankenden Börsenverlauf 2020 aufmerksam. Trotz einer für das Berichtsjahr guten Performance von 5.2 Prozent resultierte gegenüber dem Jahr 2019 (Performance 12.58 %) ein Minderertrag von CHF 151'698.89. Bedingt durch notwendige denkmalpflegerische Instandstellungs- und Renovationsarbeiten belief sich der Aufwand für die Liegenschaft Villa Margaritha in Burgdorf auf CHF 71'483.89, während die früheren Mietzinseinnahmen entfielen. Insgesamt ergab sich für 2020 ein bereinigter Jahresverlust von CHF 144'339.28. Der Stiftungsrat hat im Februar 2021 auf schriftlichem Weg von diesem Ergebnis Kenntnis genommen. Der Revisorenbericht wird erst später vorliegen.


Jahresbilanz 2020

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura