Jahresbericht 2018

Gemeinsam mit einer gesamtschweizerisch tätigen Immobilienmaklerfirma hat der Stiftungsrat im Frühjahr 2018 die stiftungseigene Liegenschaft Chalet Erika in Burgdorf zum Kauf ausgeschrieben. palliacura unterstützte im Berichtsjahr unter anderen das Hospiz Aargau und die Kispex Zürich mit namhaften Beträgen.

Der vom EXIT-Vorstand für die Periode von drei Jahren wiedergewählte Stiftungsrat palliacura konstituierte sich in der ersten Sitzung des Jahres 2018: Peter Kaufmann amtiert weiterhin als Präsident, Marion Schafroth wirkt als Vizepräsidentin, Ilona Bethlen als Aktuarin und Bernhard Egger als Quästor.

Burgdorf: Kündigung des Mietvertrages

Die Pro Senectute Amt Burgdorf, die seit fast 25 Jahren im ehemaligen Sterbehospiz der Stiftung eine Alzheimerstation betreibt, hat den Mietvertrag für das Chalet Erika in Burgdorf auf den 30. Oktober 2019 gekündigt. Verschiedene Gründe führten zur Kündigung. Obwohl die rundum mit einem Hag versehene Liegenschaft für den Aufenthalt von Alzheimerkranken in ihrer letzten Lebenszeit optimal geeignet ist, müsste das Heim für einen ökonomisch sinnvollen Betrieb über einige Betten mehr verfügen. Mehrere Zimmer haben zudem Dachschrägen, was nach neuen kantonalen Vorschriften für die Zimmer eines Heimbetriebs nur bedingt möglich ist. Die Mieterin möchte aber für voraussichtlich zwei weitere Monate im Mietobjekt verbleiben, bis die Bauarbeiten im Seniorenheim und in der neuen Alzheimerstation im Wohnpark Buchegg vollends abgeschlossen sind.

Das streng denkmalgeschützte und bauhistorisch wertvolle Chalet Erika hat einen relativ hohen Erneuerungsbedarf: Unter anderem ist es sehr schlecht isoliert. So müssten beispielsweise die ebenfalls denkmalgeschützten Fenster mit einer Dreifachverglasung versehen werden – allein dieser Kostenpunkt dürfte mit gegen CHF 300'000.- zu veranschlagen sein. Wertvolle Bodenmosaike bedürfen der Renovierung. Die notwendige Isolation der Wände, die kommende Erneuerung der Heizung und anderes mehr stehen mittelfristig an. Die Stiftung palliacura hat deshalb bereits 2015 einen professionellen und detaillierten Schätzungsbericht in Auftrag gegeben.

Zum Kauf ausgeschrieben

2017 erarbeitete der Stiftungsrat palliacura zudem eine ausführliche Risikoanalyse und listete sämtliche kritischen Punkte auf. Wichtigstes und weiterhin gültiges Ergebnis: Wenn die Liegenschaft leer stehen sollte, fällt für palliacura ein jährlicher Ertrag von gegen CHF 100'000.- weg und man müsste mit jährlich mehr als CHF 35'000.- Leerstandskosten rechnen. Eine Weitervermietung des Chalets Erika ist eine Option, die der Stiftungsrat nicht ausschliesst und parallel weiterverfolgt im Bewusstsein, dass dann die nötige Renovierung mittelfristig von palliacura finanziert werden müssten. Eine erste Option zur Weiternutzung der Liegenschaft als Mietobjekt hat sich hingegen von den bisherigen Mietern ergeben. Eine Anfrage für eine Teilnutzung des Hauses als Tagesstätte für die Kinder der Angestellten des Wohnparks Buchegg liegt dem Stiftungsrat bereits seit Herbst 2018 vor. Der Stiftungsrat prüft den Vorschlag genau und wird gegen Ende des Jahres 2019 darüber entscheiden.

Parallel zur Suche nach allfälligen neuen Mietern ist das Chalet Erika in Burgdorf von der Stiftung palliacura auch zum Kauf ausgeschrieben worden. Seit Frühjahr 2018 betreut die gesamtschweizerisch tätige Maklerfirma Von Schwanau Immobilien AG das Liebhaberobjekt und präsentiert es mit neu erstellten Videos, Fotos und Texten den Kaufinteressenten und der Öffentlichkeit, die auch mit Medienberichten über die Verkaufsabsichten informiert wurde. Nach der Erstausschreibung der historisch bedeutsamen Liegenschaft auf der Internet-Immobilienplattform der Von Schwanau sowie in einer Broschüre für Premiumkunden haben sich Kaufinteressenten gemeldet, mehrere Besichtigungen haben ab Sommer 2018 stattgefunden.

Der geforderte Preis für die 13 Räume, die riesige Gesamtnutzungsfläche von 822 Quadratmetern und die Parzellengrösse mit einem wertvollen Park von über 3'000 Quadratmetern schreckt, nach diesen ersten Kontakten zu urteilen, die Kundschaft keineswegs ab. Bedenken erregen hingegen eher die stattlichen Kosten, die für den laufenden Betrieb sowie für die Instandstellung und die wohl unumgängliche Umnutzung des Gebäudes zusätzlich notwendig wären. Die Bemühungen zum Verkauf der Liegenschaft führten bis Ende 2018 noch zu keinem Vor- oder Kaufvertrag.

Sterbefasten-Website erfolgreich

Die von palliacura gemeinsam mit EXIT errichtete Website sterbefasten.org hat sich im Berichtsjahr weiterhin erfreulich entwickelt. Im Tagesdurchschnitt wird die Website mit umfangreichen Informationen zum «Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit» bis zu 4700 Mal angeklickt. Bis zu 270 länger verweilende Besucher sehen sich Tag für Tag insgesamt bis zu 5500 Dokumente an. Dies deutet daraufhin, dass dieses Thema gegenwärtig aktuell ist – bei vielen älteren Leuten sowie beim pflegenden und medizinischen Fachpersonal. Der Stiftungsrat palliacura hat beschlossen, die Kosten für den professionellen Betrieb und den fachlichen Weiterausbau des Inhalts weiterhin zu übernehmen.

Die auf der Website veröffentlichten Fallgeschichten über Menschen, die mit Sterbefasten verstorben sind, haben zudem das Interesse mehrerer deutscher Verlage geweckt. Konkret ist nun Folgendes: Der auf wissenschaftliche Publikationen spezialisierte Kohlhammer Verlag, Stuttgart, möchte im Frühjahr oder Herbst 2020 ein Buch mit 25 Geschichten und zwei wissenschaftlichen Kommentaren veröffentlichen. Für die Honorierung der beiden Wissenschaftler sowie grössere Spesen hat der Stiftungsrat einen Unterstützungsbeitrag von CHF 5'000.- gesprochen. Gemeinsam mit dem Marburger Buchautor Dr. Christian Walther, Mitverfasser der FAQ auf sterbefasten.org, zeichnet der palliacura-Präsident als Mitherausgeber des Buches und schreibt für die Buchfassung die erweiterten und journalistisch aufbereiteten Fallgeschichten.

Grosszügige Unterstützungen

Auf Antrag der Stiftung palliacura erhielt das Hospiz Aargau in Brugg für seinen Sozialfonds im Sinne einer Anschubfinanzierung CHF 50'000.- aus dem EXIT-Fonds «Unterstützung Palliativpflege». Vergabungen aus diesem Fonds bewilligt jeweils der EXIT-Vorstand auf Antrag von palliacura; die Stiftung wirkt hier gewissermassen als Fachstelle für palliative Fragen. Im Berichtsjahr konnten dank des Sozialfonds die Aufenthalte von 12 Personen im Hospiz Aargau ermöglicht werden.

Die Stiftung unterstützte zudem das Hospiz Aargau mit CHF 7'170.- plus MwSt. für den Ankauf von drei Schmerzpumpen und dazu nötigen medizinischen Hilfsmitteln. Bei der Kispex Zürich übernahm palliacura die Kurskosten von CHF 10'470.- für Weiterbildungen in Palliative Care. Für acht Patienten, die im Hospiz im Park in Arlesheim verstarben und EXIT-Mitglieder waren, richtete palliacura insgesamt CHF 21'098.65 an die ungedeckten Kosten aus.

Auch in diesem Berichtsjahr sprach der Stiftungsrat in der Weihnachtszeit weitere Unterstützungen aus. So hat palliacura dem Projekt Pallifon, der telefonischen Notfallberatung für Palliativ-Patienten und -Betreuende, eine Weihnachtsgabe von CHF 10'000.- ausgerichtet. Vier weitere, in der Schweiz domizilierte Institutionen erhielten ebenfalls Weihnachtsgaben in der Grössenordnung von CHF 5'000.- bis 7’5000.-: die Kinderkrebshilfe Schweiz, die Ruedi Lüthy Foundation sowie die Stiftungen Sternschnuppe und Lighthouse Zürich.

Das Portfolio der Stiftung wird von der Basellandschaftlichen Kantonalbank betreut. Wegen des sehr verhaltenen bis schlechten Börsenverlaufs war die Performance des Jahres 2018 negativ, sie betrug minus 6.4 Prozent. Während im Vorjahr aus den Finanzanlagen ein Gewinn von über CHF 150'000.- verzeichnet werden konnte, resultierte im Berichtsjahr ein ebenso hoher Buchverlust. Die bereinigte Jahresrechnung endet so mit einem Aufwandüberschuss von CHF 196'526.62. Der Stiftungsrat hat an seiner Sitzung vom 20. Februar 2019 dieses Ergebnis zur Kenntnis genommen und besprochen. Die revidierte Jahresrechnung wurde an der Sitzung vom 30. April 2019 vom Stiftungsrat genehmigt und der Revisorenbericht zu Kenntnis genommen.


Jahresbilanz 2018

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura