Jahresbericht 2017

Im Berichtsjahr erstellte der Stiftungsrat eine Risikoanalyse und leitete damit den möglichen Verkauf der stiftungseigenen Liegenschaft Chalet Erika in Burgdorf ein. Namhafte Spenden gingen ans Pallifon und weitere Institutionen.

Im Februar 2017 konnte die Stiftung palliacura den 100. Geburtstag ihres Gründers Pfarrer Dr.phil. Rolf Sigg feiern, Mitte September war dessen Tod zu beklagen: Dem früheren, ersten EXIT-Geschäftsleiter war es ein besonderes Anliegen, auch jenen sterbenskranken Menschen, die nicht Suizidbeihilfe in Anspruch nehmen möchten, in ihrer letzten Lebenszeit mit palliativer Pflege beizustehen. Er fühlte sich dem Hospizgedanken nach englischem Vorbild verpflichtet und äufnete das Stiftungsvermögen zu einem namhaften Teil aus eigenen Einkünften: Er spendete der Stiftung längere Zeit den Lohn, den er für seine EXIT-Tätigkeit erhielt.

Mietvertrag Burgdorf gekündigt

Seit mehr als 20 Jahren betreibt die Pro Senectute Amt Burgdorf im ehemaligen Sterbehospiz der Stiftung eine Alzheimerstation mit zwölf Betten. Die räumlichen Voraussetzungen im historisch bedeutsamen Chalet Erika genügen jedoch den heutigen Anforderungen des Kantons Bern an ein Pflegeheim nur noch teilweise: Einige Zimmer sind beispielsweise zu klein, da deren Grundriss wegen der Dachschrägen anders berechnet werden müssen. Es fehlt zudem unter anderem an Nasszellen, es kann kein Bettenlift erstellt werden und das Treppenhaus ist für Alzheimerpatienten nur im Provisorium als sicher genehmigt worden. Eine Minderbelegung würde andrerseits den ökonomischen Rahmen sprengen, die Alzheimerstation könnte nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Die Mieterschaft hat deshalb den seit über einem Vierteljahrhundert bestehenden Mietvertrag auf den 30. Oktober 2019 gekündigt und wird die Alzheimerstation anderweitig weiterbetreiben.

Umfangreiche Risikoanalyse erstellt

Wie geht es weiter? Soll die Suche nach einer neuen Mieterschaft forciert werden? Oder soll die Liegenschaft verkauft werden? Auf Grund dieser und weiterer Fragen erstellte der Stiftungsrat palliacura im März 2017 eine ausführliche Risikoanalyse, aufgrund der eine neue Mieterschaft gefunden oder die Liegenschaft verkauft werden kann. Unter anderem hält die Analyse folgende Punkte als Fazit fest:

  • Der Investitionsbedarf beträgt gegenwärtig mindestens CHF 280‘000.-

Dazu nur dies: Dieser Betrag würde ungefähr der dringenden Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Fenster entsprechen. Weitere Sanierungsmassnahmen – so etwa die Instandstellung der wertvollen Bodenmosaike, ebenfalls dringend nötige Umweltschutzmassnahmen wie Isolierungen etc. – sind in der Risikoanalyse nicht eigens aufgerechnet worden, wirken sich jedoch auf den Kaufpreis aus.

  • Die Leerstandskosten belaufen sich auf jährlich CHF 35‘500.
  • Weitere Massnahmen: Zusätzliche Abschreibungen der Liegenschaft

Diese Forderung nahm der Stiftungsrat palliacura bei der Beratung der Rechnung 2017 auf und entschied, den Betrag von CHF 105’472.40 in den Werterhalt der Liegenschaft einzulegen. Weitere Details zu diesem Punkt finden sich in der Jahresrechnung 2017 und den Anmerkungen dazu.

  • Mittel und längerfristig: Der Verkauf der Liegenschaft erscheint somit als unumgänglich.

Der Stiftungsrat palliacura hat sich in der Folge entschlossen, den Verkauf der Liegenschaft anzustreben. Von Maklern der Region holte der Quästor Offerten ein und erläuterte ihnen das Vorgehen in persönlichem Kontakt. Allgemein wurde die Liegenschaft als Liebhaberobjekt und schwieriges Verkaufsobjekt eingeschätzt, das nur einen beschränkten Käuferkreis ansprechen würde. Falls es möglich sein sollte, im weitläufigen Garten der Liegenschaft einen zusätzlichen, modernen Baukörper zu erstellen, würde dies für den Verkauf und den Verkaufspreis von entscheidender Bedeutung sein. Die Ausnützungsziffer ist bei Weitem nicht ausgeschöpft, und das Amt für Bau und Ortsbildpflege des Kantons Bern schreibt in einem Brief explizit, dass bedenkenswert erscheint, «…ob ein zusätzlicher Baukörper vertretbar in die Anlage integriert werden kann»; dies scheint dem Amt prima vista optimaler zu sein als eine «Abparzellierung mit Neubau». Um gute Verkaufsargumente zusammenzutragen, sollen die Möglichkeiten in der Parkanlage ausgelotet werden.

In seiner Sitzung vom 6. November 2017 entschloss sich der Stiftungsrat, die Offerte der Von Schwanau AG, Bern, anzunehmen: Deren Marktauftritt im Internet und mit Broschüren sowie der Leistungsausweis dieser Firma schienen dem Stiftungsrat attraktiv. Für die Stiftung palliacura ergeben sich keine Kosten, während bei den anderen Maklerfirmen zwischen 2 und 5 Prozent des Kaufpreises zu entrichten wären. Ausgelotet wird von dieser Firma auch die Möglichkeiten eines Erweiterungsbaus im oben erwähnten Sinn. Die Von Schwanau schreibt die Burgdorfer Liegenschaft mit neu zu produzierenden Fotos im Internet und in gängigen Publikationen zum Verkauf aus. Nach einem Jahr der Zusammenarbeit mit dieser Maklerfirma soll eine erste Bilanz gezogen werden.

Website sterbefasten.org entwickelt sich

Die von palliacura gemeinsam mit EXIT errichtete Website sterbefasten.org hat sich im Berichtsjahr erfreulich weiterentwickelt. Nach 15 Monaten online hat sich die Beachtung fast verdreifacht: Im Tagesdurchschnitt sehen sich Ende 2017 bis zu 160 Besucher insgesamt über 2’400 Dokumente an. Ein TV-Bericht am 1. November 2017 im «10vor10» beruhte unter anderem auf Recherchen beim Stiftungspräsidenten palliacura und zeigte die Website in einem Gespräch als dekorativen Hintergrund. palliacura setzt sich auch in Publikationen im EXIT-Info und anderweitig intensiv mit dem Thema Sterbefasten auseinander. Im Mai 2017 sprach die Stiftung einen Unterstützungsbeitrag von CHF 15’000.- an eine wissenschaftliche Studie der Fachhochschule St. Gallen: Prof. André Fringer untersucht darin mit seinem Team unter anderem das «Sterbefasten aus Sicht der Gesundheitsfachpersonen».

Weitere Unterstützungen

palliacura hat sich auch 2017 massgeblich am Projekt Pallifon beteiligt und zwar mit CHF 30’000.- an die laufenden Kosten sowie einer Weihnachtsgabe von CHF 5’000.- Die telefonische Notfallberatung für Palliativ-Patienten und Betreuende hat ihr Einzugsgebiet im Berichtsjahr mehr als verdoppelt, 2018 soll eine gesamtschweizerische Trägerschaft aufgegleist werden. Mit CHF 10‘000.- unterstützte palliacura erneut den Schweizer Dachverband Hospize im Sinne einer Anschubfinanzierung. Vier in der Schweiz domizilierte Institutionen erhielten zudem eine Weihnachtsgabe von je CHF 5‘000: die Kinderkrebshilfe Schweiz, die Ruedi Lüthy Foundation sowie die Stiftungen Sternschnuppe und Kinderspital Kantha Bopha.

An die Stiftung Blumenrain richtete palliacura einen Betrag von CHF 12’400.- aus an Weiterbildungskurskosten des Personals im Bereich Palliative Care. Für sieben EXIT-Mitglieder, die 2015 und 2016 im Hospiz im Park, Arlesheim, verstorben sind, übernahm palliacura nicht gedeckte Kosten in der Höhe von CHF 20’984.95. Dank einer Erbschaft, die sehr aufwendig abgewickelt werden musste, erhielt die Stiftung als Alleinerbin CHF 53’726.30.

Neuer Portfolio-Vertrag

Das bereits jetzt nachhaltig bewirtschaftete Portfolio der Stiftung palliacura gemeinsam mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) stärker auf ein ethisches Investment ausgerichtet werden und zwar möglichst nahe am Stiftungszweck. Der Stiftungsrat ist sich einig, dass er nach Möglichkeit ethische und überdies schweizerische Anlagen gegenüber maxi-malem Gewinn bevorzugt. palliacura legt Wert darauf, dass innerhalb des Verwaltungsmandates grössere Umschichtungen weiterhin nur nach Rücksprache mit dem Stiftungsrat erfolgen dürfen.

Die Neuausrichtung machte einen neuen Portfolio-Vertrag mit der BLKB nötig, der es in strategischer Weise erlaubt, weiterhin in kleineren Schritten das Portfolio in Richtung ethische Verantwortung zu verändern. Weitere Schritte in diese Richtung sind vorerst im Obligationenteil des Portfolios angedacht. Der neue Vertrag wurde im April 2017 unterzeichnet. Der Stiftungsrat verfolgt die weitere Entwicklung regelmässig. Am 19. September 2017 waren rund 20 Prozent in sogenannte ethische Anlagen investiert.

Dank gutem Börsenverlauf war die Performance des Jahres 2017 mit 8.09 Prozent deutlich besser als im Vorjahr. Als ausgewiesener Buchgewinn resultierte der Betrag von CHF 120’972.40. Der Stiftungsrat genehmigte die revidierte Jahresrechnung am 24. April 2018: Sie endet nach der beschlossenen Mittelverwendung ausgeglichen. Weitere Details sind der Jahresrechnung 2017 und den Anmerkungen des Quästors sowie dem Revisionsbericht zu entnehmen.

Der EXIT-Vorstand wählte in seiner Sitzung vom 26. Oktober 2017 die Mitglieder des bisher amtierenden Stiftungsrates für eine weitere Amtsperiode von drei Jahren.

Jahresbilanz 2017

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura