Jahresbericht 2016

Der Stiftungsrat erweiterte und präzisierte im Berichtsjahr 2016 den Zweckartikel von palliacura. Neu aufgesetzt wurde gemeinsam mit EXIT die Website sterbefasten.org.

Laut dem seit 2007 geltendem Zweckartikel hat die Stiftung palliacura «den Zweck, Institutionen und Projekte zu schaffen, zu betreiben und zu unterstützen, die sich für die Erleichterung der letzten Lebenszeit von unheilbar kranken oder sterbenden Menschen engagieren, insbesondere durch pflegerische Betreuung und palliative Behandlung.» Gute und umfassende Information wird im Zeitalter von Facebook, Google, Youtube und Twitter immer wichtiger. palliacura will daher auch Projekte unterstützen oder selber durchführen, die Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt wesentliche Informationen vermitteln – in Buchform beispielsweise, in wissenschaftlichen Studien, als Film oder auf einer Website. Um auch solche Projekte fördern zu können, musste palliacura den Stiftungszweck im zweiten Abschnitt präzisieren. Dort heisst es nun neu: «Die Stiftung fördert namentlich Institutionen und Projekte, welche ein derartiges Engagement unmittelbar am Patienten erbringen oder in die Forschung/Ausbildung dazu investieren oder das Bewusstsein der Bevölkerung für diese Belange stärken.» Mit Verfügung vom 14. Juni 2016 genehmigte die BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich den Antrag des Stiftungsrates und änderte die Stiftungsurkunde (Statuten) entsprechend. Die Verfügung ist mittlerweile rechtskräftig und im Handelsregister eingetragen, die Statuten sind auf palliacura.ch veröffentlicht.

Neue Website zum Thema Sterbefasten

Ein wichtiges Beispiel für die Erweiterung des Aufgabenbereichs ist die neue Homepage sterbefasten.org: EXIT und palliacura haben diese Internet-Webseite gemeinsam finanziert. palliacura hatte vor zwei Jahren an der EXIT-Generalversammlung den Auftrag übernommen, über die verschiedenen Aspekte des Sterbefastens zu informieren. In einem ersten Schritt waren verschiedene Dokumente zu diesem aktuellen Thema auf der Website palliacura.ch veröffentlicht worden: unter anderem auch das vom Stiftungspräsidenten gemeinsam mit dem deutschen Longseller-Autor und Neurobiologen Christian Walther erarbeitete, ausführliche Dokument «Fragen und Antworten» (FAQ).

Die Dokumentensammlung unter «Sterbefasten» sprengte rasch den Rahmen einer informativen Rubrik auf einer Website, die als Porträt einer Stiftung gedacht ist und Berichte zu deren Tätigkeiten veröffentlicht. Der Inhalt musste deshalb ausgelagert werden. EXIT trug die Hälfte der Kosten für die redaktionelle Betreuung, aber auch für die technische und grafische Gestaltung der neuen Website durch den Grafiker Carlo Bertoli und die Agentur ergo communications asw gmbh.

Die neu gegliederten und teilweise auch von Grund auf neu erarbeiteten Inhalte und Tipps des FAQ-Dokuments auf sterbefasten.org werden in palliativen Kreisen im In- und Ausland rege diskutiert. Pro Monat gibt es im Durchschnitt rund 20‘000 Anfragen an die Seite, gut 1‘500 Besucher befassen sich intensiver mit den Themen der Website und laden weit über 4‘000 Dokumente herunter. Dies sind für eine Webseite, die nicht ununterbrochen aktualisiert wird, sehr erfreuliche Zahlen und belegt das zunehmende Interesse am Thema Sterbefasten. Die erfolgreiche Aufsetzung von sterbefasten.org war für die Stiftung andrerseits Anlass, auch die Webseite palliacura.ch neu zu gestalten, zu erweitern – beispielsweise um FAQ – und im neuen Layout mit neuem Logo zu veröffentlichen. Das Besucherinteresse ist auch auf dieser Website ähnlich gross wie auf sterbefasten.org. Der Stiftungsrat palliacura hat zudem beschlossen, ab sofort die ausführliche Jahresbilanz und den erweiterten Jahresbericht auf der Website zu veröffentlichen.

Namhafte Unterstützungsbeiträge

Im Sinne des Stiftungszwecks sprach der Stiftungsrat im Berichtsjahr CHF 35‘000.- à fonds perdu für den Palliative Care Konsiliardienst Bezirk Hinwil, ein mobiles Team, das auch im vierten Jahr seines Bestehens finanziell noch nicht abgesichert war. Die weitere Finanzierung des Dienstes durch die öffentliche Hand ist nun auf gutem Weg. Ebenfalls im Sinne einer weiteren Anschubfinanzierung erhielt die telefonische Notfallberatung Pallifon CHF 35‘000.- Ausserdem unterstützte palliacura zielgerichtet Werbeauftritte des Pallifons an Jahrestagungen palliativer Organisationen, wobei palliacura auf dem Werbedisplay mit dem Logo vertreten war. Ende Jahr sprach der Stiftungsrat auch noch eine Weihnachtsgabe: Das Pallifon befindet sich gegenwärtig in einem steten Ausbau, eine neue Trägerschaft wird gesucht. Mit CHF 10‘000.- unterstützte palliacura im Sinne einer ersten Anschubfinanzierung den neu gegründeten Schweizer Dachverband Hospize, der aktuelle Probleme im Bereich der palliativen Hospize angehen möchte. Fünf in der Schweiz domizilierte Institutionen, die sich vorwiegend um Menschen in ihrer letzten Lebensphase kümmern, erhielten eine Weihnachtsgabe von je CHF 5‘000.- Die Unterstützung eines Web-Projektes musste abgelehnt werden, weil es nicht dem Stiftungszweck entsprach.

Liegenschaft Burgdorf wird zum Risiko

Die der Stiftung seit 1991 gehörende Liegenschaft Chalet Erika in Burgdorf verursachte im Berichtsjahr keine weiteren Renovationskosten. In dem ehemaligen Sterbehospiz der Stiftung betreibt die Pro Senectute Amt Burgdorf gegenwärtig noch eine Alzheimerstation. Mittelfristig wird die Mieterin jedoch das Heim vor allem aus betriebswirtschaftlichen Gründen in einer eigenen Liegenschaft weiterführen. Im Chalet Erika genügen bereits jetzt einige Zimmer nicht mehr den vom Kanton für ein Pflegeheim geforderten Mindeststandards. Die Pro Senectute Amt Burgdorf hat deshalb in der Zwischenzeit den Mietvertrag per 31. Oktober 2019 gekündigt. palliacura kann in der kunsthistorisch wertvollen und daher weitgehend geschützten Liegenschaft ohne Zustimmung des Berner Amtes für Kultur und Denkmalpflege weder am Gebäude, noch an den Innenräumen, ja sogar nicht einmal bei dem grosszügigen Umgebungspark etwas verändern oder modernisieren. Für das laut Berner Bau- und Ortsbildpflege «hochkarätige Schutzobjekt» Chalet Erika muss palliacura deshalb intensiv nach einer Lösung suchen und es muss ernsthaft an den Verkauf des Liebhaberobjekts gedacht werden. Der Stiftungsrat wird dazu eine umfassende Risikoanalyse erstellen und aufgrund dieser Analyse alle notwendigen Massnahmen einleiten.

Vergleich bei den Retrozessionen

Mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank BLKB konnte palliacura in der Frage früherer Retrozessions-Rückerstattungen einen Vergleich abschliessen. Die Stiftung hatte bezüglich ihrer Forderungen eine Betreibung gegen die BLKB eingeleitet, damit die bereits laufende Verjährungsfrist unterbrochen wurde. Im Berichtsjahr hat der Stiftungsrat mit der Bank eine Lösung gefunden. Inklusive Vergütung früherer Retrozessionen konnte ein Gesamtertrag von CHF 6'812.70 verbucht werden. Aufgrund der insgesamt sehr guten Betreuung der Stiftung durch die BLKB war die Annahme dieses Vergleichsangebotes vertretbar.

Der Börsenverlauf des Jahres 2016 war mit einer Performance von 1.12 Prozent etwas weniger gut als im Vorjahr. Zusammen mit der Immobilie in Burgdorf resultierte ein Erfolg aus den Vermögensanlagen von CHF 108’539.79. Die revidierte Jahresrechnung, die der Stiftungsrat palliacura an seiner Sitzung vom 13. Februar 2017 genehmigt hat, schliesst mit einem Verlust von CHF 83‘965.26: Er ist erklärbar aus dem im Vergleich zu guten Börsenjahren tieferen Wertschriftenertrag sowie den verglichen mit früheren Jahren etwa gleichbleibenden Unterstützungsbeiträgen für grössere Projekte wie etwa die Neuaufsetzung der Websites oder für Anschubfinanzierungen. Ende 2016 wurde das Portfolio in einem ersten Schritt in Richtung eines ethischen Investments verändert.

Jahresbilanz 2016

PETER KAUFMANN
Präsident palliacura