​Generationenwechsel im Stiftungsrat

Eine Ära ging zu Ende: Vier langjährige palliacura-Stiftungsräte sind altershalber auf Dezember 2014 zurückgetreten. An der letzten Stiftungsratssitzung des Jahres 2014 erhielt jeder der vier abtretenden Stiftungsräte für sein langjähriges Wirken eine Ehrenurkunde und ein persönliches Abschiedsgeschenk im Namen von EXIT und der Stiftung.


Werner Kriesi


Werner Kriesi
war acht Jahre lang Stiftungsrat und in dieser Zeit gewissermassen das theologische und moralische Gewissen von palliacura. Er schrieb unter anderem einen lesenswerten Beitrag «Aus der Praxis der Freitodbegleitung» im von palliacura geförderten Buch «Der organisierte Tod», in dem er seine eindrücklichen Erfahrungen am Sterbebett auf Grund seiner Tätigkeit als EXIT-Sterbebegleiter darlegte. Unvergessen bleibt seine Festrede zum Jubiläum 25 Jahre palliacura, die er bescheiden nur Streiflichter nannte, mit kritischen Gedanken zur Situation der Palliativpflege. Peter Kaufmann: «Werner Kriesi bereicherte die Nachtessen nach den Stiftungsratssitzungen, indem er für uns Laien mit viel Engagement und Witz mehr oder weniger bekannte Bibelsprüche auslegte oder uns humorvoll fundierte theologische Erläuterungen mit auf den Heimweg gab.»


Alfred Gilgen


Alfred Gilgen war während 12 Jahren Stiftungsrat. Seine präzise Arbeit, seine Genauigkeit und seine klaren Urteile waren wohl allen im Stiftungsrat ein stetes Vorbild. 2011 leistete der Zürcher alt Regierungsrat mit seiner grossen politischen Erfahrung einen wichtigen Einsatz im Abstimmungskomitee «Selbstbestimmung am Lebensende», das gegen die Zürcher Zwillingsinitiativen auftrat, mit denen die Suizidhilfe und vor allem der Sterbetourismus bekämpft wurden: Gemeinsam mit Werner Kriesi und mit Ernst Haegi, der die Sekretariatsarbeiten übernommen hatte. Dieses Komitee wurde mit einer Anschubfinanzierung von palliacura ermöglicht. Die Ablehnung der beiden Volksinitiativen hatte schweizweit Signalwirkung (siehe auch dieses Interview). Alfred Gilgen ist am 12. Februar 2018 im Alter von 87 Jahren verstorben.


Jacques Schaer

Jacques Schaer war seit der Gründung mit der Stiftung verbunden. Mehr als 17 Jahre war er Stiftungsrat. Während 26 Jahren betreute er die Finanzen und das Vermögen der Stiftung. «Das heisst: Jacques Schaer hatte für die Stiftung Hunderte, wenn nicht tausende von Buchungen vorzunehmen und Zahlungen zu veranlassen. Und er musste 26 Jahresabschlüsse ausarbeiten und 26 Revisionen überstehen. Jacques hatte eine unerschütterlich positive Überzeugung, dass alles gut kommt, sonst hätte er sich nicht so lange für die Stiftung engagiert beziehungsweise engagieren können.» Jacques Schaer musste gemeinsam mit Ernst Haegi auch turbulente Zeiten durchstehen. 1993 eröffnete die Stiftung für Schweizerische Exit-Hospize, wie palliacura damals noch hiess, das Sterbehospiz in Burgdorf. Eine Pionierleistung! Wegen grossem Defizit musste das Hospiz aber bereits 1995 wieder geschlossen werden. Jacques Schaer betreute im Auftrag von palliacura weiterhin mit grosser Sorgfalt die Liegenschaft in Burgdorf, in der die Pro Senectute Amt Burgdorf ein Vierteljahrhundert lang eine Alzheimerstation betrieb.



Ernst Haegi war seit der Gründung von palliacura fast 26 Jahre Stiftungsrat, davon 17 Jahre in der Funktion des Präsidenten. Bemerkenswert ist vor allem, wie er zu jeder der 119 Sitzungen bis ins Detail vorbereitet erschienen ist, mit Stenonotizen zu jedem Traktandum und einem grossen Hintergrundwissen. Und parallel zur Leitung der Stiftungsratsgeschäfte als Präsident schrieb er, ebenfalls in Stenoschrift, in den letzten 15 Jahren das Protokoll. «Ernst Haegi ist es gelungen, den Stiftungsrat nach Turbulenzen stets wieder in ruhigere Bahnen zu lenken, ohne den Elan zu verlieren und in seinen Bemühungen nachzulassen, Menschen am Lebensende die letzte Zeit zu erleichtern.» Als sich aus gesundheitlichen Gründen sein Rücktritt als Präsident abzeichnete, liess er die Bürde nicht einfach fallen: Er blieb bis Ende 2014 als Aktuar der Stiftung tätig.

Bernhard Sutter
bedankte sich bei den abtretenden Stiftungsräten im Namen des EXIT-Vorstandes für ihren Einsatz und führte unter anderem aus: «Mehr als ein Vierteljahrhundert ehrenamtliches Engagement, das muss Ernst Haegi und Jacques Schaer erst einmal jemand nachmachen. Aber auch 8 oder 12 Jahre sind in der heutigen Zeit ungewöhnlich. Das war nur möglich, weil ihr mit echter Überzeugung dabei gewesen seid. Dafür darf ich euch jetzt den grossen Dank des EXIT-Vorstandes und der EXIT-Geschäftsleitung überbringen. Ihr habt mit palliacura nicht nur sehr viel Gutes getan in all diesen Jahren, ihr habt auch entschieden zum guten Ruf von EXIT beigetragen. Dank eurer Leistung können wir heute sagen: EXIT hat vor allen anderen Anbietern im Gesundheitswesen gemerkt, wie wichtig die Palliativpflege ist.» pk