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Kartenset: Informationen zur Sterbehilfe

Ein neues Werkzeug will das Sprechen über assistierten Suizid erleichtern: ein Kartenset mit Fragen, Antworten und entsprechenden Bildern rund um selbstbestimmtes Sterben. «Assistierter Suizid» ist das vierte Set von RUND UM. Kartensets zu Sterbeethik, Patientenverfügung und Sterbeprozesse sind bereits seit 2021 erhältlich. palliacura hat diese Kartensets finanziell unterstützt.

Was bedeutet es, wenn jemand einen assistierten Suizid in Anspruch nehmen möchte? Was passiert am Sterbetag? Und was ist eigentlich mit den Angehörigen? Solche und ähnliche Fragen beschäftigen Menschen, die über Sterbehilfe nachdenken. Die Gestalterin Selina Fässler und die Sozialarbeiterin Kathy Haas haben ein Set mit 30 Frage-und-Antwort-Karten zum Thema entwickelt, die das Sprechen über assistierten Suizid erleichtern sollen. Auf der Vorderseite der Karte stehen jeweils eine kurze Frage und eine Illustration, die oft mit Humor das schwere Thema auflockert. Auf der Rückseite beantwortet ein sachlicher Text die Frage in einer angenehmen Länge. Man kann die Karten allein durchgehen, sie mit einer Gruppe anderer Personen besprechen, oder Fachpersonen können sie in Beratungsgesprächen nutzen.

Mit Mythen aufräumen

Grafikerin Selina Fässler kam im Rahmen ihres Bachelor-Studiengangs an der Zürcher Hochschule der Künste mit den Themen Lebensende, Sterben und Tod in Berührung. Während eines Moduls in einem Hospiz hatte sie die Idee eines Kommunikations-Werkzeugs, das Gespräche über sensible Themen erleichtern soll. Sozialarbeiterin Kathy Haas befasste sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit Beratungsangeboten und der Rolle der Sozialen Arbeit in Bezug auf die Sterbehilfe. Sie kontaktierte Selina Fässler mit der Idee, ein Kartenset zu diesem Thema zu entwickeln.

Kathy Haas begründet: «Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Suizidhilfe fiel mir auf, dass viele vage Vorstellungen, Unwissenheit oder schlicht falsche Annahmen bestehen. Mein erarbeitetes Wissen wollte ich in einer kompakten und frischen Form interessierten Menschen zugänglich machen, um damit einen Beitrag zu leisten, mit Mythen rund um den assistierten Suizid aufzuräumen.» Die beiden jungen Frauen setzten sich zusammen und definierten in mehreren Durchgängen relevante Fragen. Haas erarbeitete daraufhin die Antworten, Fässler zeichnete.

Den Fokus erweitern

Das Projekt erhielt unter anderem Förderbeiträge von palliacura und der jungen Stiftung DIGNITAS Academy, welche die Umsetzung ermöglichten. «Viele Menschen wissen nur wenig über Suizidhilfe», sagt DIGNITAS-Academy-Präsidentin Claudia Magri. «Uns hat das Projekt überzeugt, weil es sich einem nicht ganz einfachen Thema auf spielerische und dennoch informative Weise annähert.» Die Verfasserinnen erhielten zudem einen Tag lang Einblick in den Alltag des Vereins «DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben». Illustratorin Selina Fässler erzählt: «Wenn man die dicken Dossiers sieht, die Sterbewillige einreichen müssen, verfliegt die Angst vor überstürzten Suiziden gleich wieder.» Beeindruckt zeigte sie sich auch von den Mitarbeitenden, die ihrer Ansicht nach «ein dickes Fell» haben müssen, um täglich verzweifelte Mails zu beantworten mit Betreffzeilen wie «Hilfe, ich will sterben.»

Selina Fässler arbeitet bereits an einem Kartenset zu einem neuen Thema. Sie will sich nicht vom Thema Lebensende entfernen, aber den Fokus etwas weiten. Immer wieder würden Fachpersonen Themen wie Demenz oder Sexualität bei unheilbarer Krankheit an sie herantragen. Der Wunsch, das Sprechen über sensible Themen mit Hilfe ihrer Kartensets anzustossen, treibt die Designerin weiterhin an.

Mehr dazu: https://rundum-kartensets.ch

Aus EXIT-Info 4/2023