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Pallifon bedient bald auch die Nordwestschweiz

In vier Deutschschweizer Kantonen können Patienten, Angehörige oder medizinische Fachpersonen seit gut zehn Jahren rund um die Uhr in Notfallsituationen telefonische Beratung erhalten. Nun wird das Tätigkeitsfeld der telefonischen Notfallberatung Pallifon auf weitere Kantone ausgeweitet.

Von den rund 50'000 Palliativpatientinnen und -patienten in der Schweiz verfügen lediglich 20 Prozent über eine professionelle «Rund-um die Uhr-Betreuung»: Dies hält der bekannte Palliativmediziner Roland Kunz im Jahresbericht 2024 des Vereins Pallifon fest. Ziel der telefonischen Notfallberatung Pallifon ist es seit der Versuchsphase vor über zehn Jahren, unnötige und meist auch teure Hospitalisierungen zu vermeiden. So etwa, wenn bei einer Krisensituation mitten in der Nacht einem herbeigerufenen Notarzt nichts anderes möglich bleibt, als hilfebedürftige Patientinnen oder Patienten, deren Situation ihm ja unbekannt ist, ins Spital zu überweisen. Kunz: «Nach über 1’000 Anrufen kann man sagen: Dieses Ziel erfüllt das Pallifon. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die speziell geschulten Mitarbeitenden des Pallifons über 75 Prozent aller Anfragen mit den Anrufenden direkt lösen können. Nur in wenigen Fällen muss auf spezifisches, medizinisches Fachwissen zurückgegriffen werden. Eine Hospitalisierung musste bisher nur in fünf Prozent der Fälle empfohlen werden.»

In vier Kantonen etabliert

In den Anfängen des Pallifons leistete die Stiftung palliacura über mehrere Jahre hinweg eine Anschubfinanzierung. Die Notwendigkeit der telefonischen Notfallberatung, ist seit jeher unbestritten. Im Bericht «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende» hat der Bundesrat schon 2020 zum Pallifon festgehalten: «Es zeigte sich, dass die Anrufe mehr pflegerische als medizinische Fragen betreffen. Die Pallifon-Dienstleistung führt somit zu einer Entlastung von Ärztinnen und Ärzten sowie Spitälern, was sich positiv auf die Kosten des Gesundheitswesens in der Palliative Care auswirkt.» Mittlerweile hat sich das Nottelefon in den vier Kantonen Aargau, Bern, Zug und Zürich etabliert. Pallifon-Vereinspräsident Roland Kunz stellt fest: «Über 90 Prozent aller Anrufe stammen aus diesen bereits seit mehreren Jahren erschlossenen Gebieten.» Gut alle zwei Tage meldet sich jemand in einer akuten Notsituation auf der Hotline 0844 148 148, die technisch im Auftrag des Pallifons von eigens ausgebildetem Personal der Ärztefon AG und zu einem kleineren Teil auch von der Medphone AG betreut wird. Die Zahl der Anrufe ist seit 2017 konstant geblieben, lediglich während der Corona-Pandemie lag sie etwas tiefer.

palliacura unterstützt weiterhin

Nun soll beim Pallifon eine regionale Erweiterung in die Nordwestschweiz erfolgen, gefördert in erster Linie von der Stiftung Sympany, aber auch von palliacura: Die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Solothurn setzen in diesem und dem nächsten Jahr nach und nach das Pallifon als kostengünstige Ergänzung zu den bestehenden Palliativangeboten ein. Roland Kunz: «Weil trotz der umfassenden Ausbildung nicht alle Anfragen und Problemstellungen direkt vom Pallifon-Personal erledigt werden können, sind regionale Eskalationsprozesse notwendig, um die Anrufenden an die zuständigen Fachstellen weiter vermitteln zu können. Die dazu notwendigen Informationen werden durch das Projektteam vom Verein Pallifon in Zusammenarbeit mit regionalen Organisationen erarbeitet und regelmässig aktualisiert. Dazu gehören Angaben über bestehende Angebote im regionalen Umfeld des Patienten, wie Nachtapotheke, Fahr-Begleitdienst, Mahlzeitendienst, Sitzwache, Seelsorge, Materiallager, Sauerstoff-Abgabestellen und anderes mehr.» Es bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Jahren weitere Kantone durchs Pallifon erschlossen werden können.

PETER KAUFMANN

Weitere Informationen:


Pallifon

www.pallifon.ch

Pallifon-Tel. 0844 148 148