Konzepte für die Finanzierung der Schweizer Hospize

Schweizer Hospize und hospizähnliche Institutionen sind seit jeher defizitär, da sie der Langzeitversorgung zugerechnet werden. Patienten müssen dementsprechend einen hohen Selbstkostenanteil tragen. Neue Ansätze lieferte 2020 der Postulatsbericht «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende», der auf Bundesebene politisch zur Diskussion steht. Vieles ist jetzt im Um- und Aufbruch.

«Die vorausschauende Auseinandersetzung mit dem Lebensende ist eine zentrale Voraussetzung, um ein selbstbestimmtes Lebensende und ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Die Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie machen nochmals deutlich, dass sich viele Menschen mit den Behandlungswegen am Lebensende befassen wollen», heisst es am Schluss des Postulatsberichts, der von der Ständerätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit erarbeitet worden ist. Unter anderem wird auch verlangt «zu klären, wie Leistungen in Hospizstrukturen angemessen vergütet werden können.»

Gegenwärtige Situation ist unbefriedigend

Es ist unbestritten, dass Palliative Care für die meisten unheilbar kranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase «eine ihrer Situation angepasste, optimale Lebensqualität» (palliative. ch) bieten kann. In der Regel erfolgt sie «an einem vom kranken oder sterbenden Menschen gewünschten Ort». Beispielsweise zu Hause, wie es sich die meisten wünschen, oder dann eben in einer Palliativstation oder einem Hospiz. Solche Institutionen sollten flächendeckend zur Verfügung stehen – doch dies ist gegenwärtig noch nicht der Fall. Und weil Hospize, obwohl sie eine umfassende, spezialisierte und sehr umfangreiche Pflege und Begleitung anbieten, der Langzeitversorgung sprich den Pflegeheimen zugeordnet werden, müssen Patienten wie im Pflegeheim auch einen hohen Selbstkostenanteil tragen.

Viele Angebote und Leistungen der Hospizinstitutionen sind zudem in den jetzigen Pflegetarifen nicht erfasst: die intensive Betreuung der Betroffenen und ihrer Angehörigen, die spirituell-seelsorgerische Begleitung, Aus- und Weiterbildungen sowie die Fürsorge für die Hinterbliebenen nach dem Tod des Betroffenen. Alle Einrichtungen der Spezialisierten Palliative Care in der Langzeitpflege schreiben daher Defizite. Mehrere Millionen Franken müssen beispielsweise jedes Jahr gesamtschweizerisch durch Spenden aufgebracht werden, damit die Hospize weiterbetrieben werden können. Ein bekanntes Beispiel für diese unumgängliche Sammeltätigkeit ist die seit Jahrzehnten erfolgreiche weihnachtliche Bärenaktion des Zürcher Lighthouse.

Umfassende Auslegeordnung

Der über 90-seitige Postulatsbericht ist eine umfassende Auslegeordnung der gegenwärtigen, noch unbefriedigenden Situation im Bereich der Palliative Care in der Schweiz. Sogar dem von der Stiftung palliacura seit Jahren unterstützten und geförderten Pallifon ist ein Abschnitt gewidmet. Offenkundig aber werden durch diese Bestandesaufnahme vor allem die teilweise grossen Lücken, die in der Palliativversorgung der Schweiz noch bestehen. Es herrscht ein rascher Handlungsbedarf auf Bundes- und vor allem auch auf kantonaler Ebene: Verlangt wird daher zum Schluss des Berichts, dass eine «Neuregelung der Vergütung von Hospizstrukturen» zu prüfen, «Spitalexterne mobile Palliativdienste» zu fördern und ein Konzept «Palliative Care für spezifische Patientengruppen» zu erarbeiten seien. Vorab aber gilt es, die Angebote der Spezialisierten Palliative Care zu definieren – dies verlangt die erste Massnahme des Postulatsberichts. Laut dem Dachverband Hospize Schweiz wurde dazu wie anderen Ländern auch bereits ein zertifizierbares Gütesiegel entwickelt. Über dieses Gütesiegel informieren wir im nächsten Sommer, wenn die erste Zertifizierung abgeschlossen ist.

PETERT KAUFMANN

Vollständiger Postulatsbericht «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende»: https://www.parlament.ch/centers/eparl/curia/2018/20183384/Bericht%20BR%20D.pdf

Erschienen im EXIT-Info 2.21