Schweizer Hospize: Finanzielle Situation ist unhaltbar

Mit Spendengeldern müssen die Schweizer Hospize ihre Defizite decken: bis zu einer Million Franken pro Jahr und Hospiz. Hier sollte die Politik unbedingt ein Zeichen setzen im Dienste aller Menschen, die einen würdevollen Tod verdient haben. palliacura unterstützt EXIT-Mitglieder, die in einem Hospiz sterben.

«Die finanzielle Situation der Hospize in der Schweiz ist unhaltbar», sagte Hans Peter Stutz, Geschäftsleiter des Dachverbandes Hospize Schweiz an der palliacura-Jubiläumsfeier Anfang des Jahres 2019. Als Mitglied der Geschäftsleitung des neuen Hospizes Zentralschweiz, das seit dem 6. Januar 2020 Patienten aufnimmt, kennt er die Situation auch aus der Praxis: «Rund eine Million Franken pro Jahr ist für ein Hospiz viel Geld. Wenn man aber die Defizite aller Schweizer Hospize zusammenrechnet, sind das gegenwärtig keine 20 Millionen Franken. Innerhalb der Gesamtgesundheitsausgaben von weit über 80 Milliarden Franken macht dies nicht einmal ein halbes Promille aus! Oder nochmals anders gerechnet: Auf jeden Kanton kämen pro Jahr ein paar hunderttausend Franken… In unserem reichen Lande sollte es doch möglich sein, diesen geringen Aufwand für die palliative Betreuung sterbender Menschen zu finanzieren.»


Strategie des Dachverbandes

Der Dachverband Hospize Schweiz wurde im August 2015 im Zürcher Lighthouse gegründet. Seit der Gründung engagiert er sich auf nationaler Ebene für eine neue Positionierung der Hospize im Schweizer Gesundheitswesen. Die entsprechende Kommission des Ständerates und höchste Stellen des Bundesamtes für Gesundheit haben die Anliegen der Hospize bereits entgegengenommen. Nun braucht es einen politischen Prozess, der zu einer Veränderung führt.

Das Ziel ist, dass die Hospize einen eigenen Status analog den Geburtshäusern erhalten, der die Patienten von ihrem Privatanteil in der Abrechnung von bis zu CHF 7`500.- entlastet. Mit gutem Beispiel geht der Kanton Graubünden voran. Er unterstützt das Hospiz Graubünden mit jährlich CHF 100'000.- pro Bett. Dies entspricht einem Beitrag von CHF 2.- pro Kopf der Bevölkerung!

palliacura hilft

Es ist beschämend: Vor über einem Vierteljahrhundert musste die Stiftung palliacura, das Burgdorfer Sterbehospiz aufgeben, weil die grossen Defizite sowie diverse Auflagen des Kantons einen Weiterbetrieb verunmöglicht haben. palliacura konnte die nötigen Zusatzmittel von gut einer halben Million Franken pro Jahr nicht aus eigener Kraft aufbringen; aufwendige Spendenaktionen wurden vom damaligen Stiftungsrat nicht in Betracht gezogen. Doch bis heute hat sich anscheinend noch wenig geändert: Alle Schweizer Hospize schreiben Defizite.

Aus ihrer geschichtlichen Verpflichtung heraus hat sich die Stiftung palliacura schon vor einigen Jahren entschlossen, die hervorragende Arbeit der Schweizer Hospizinstitutionen zu fördern. Beispielsweise mit Unterstützungsbeiträgen an Aus- und Weiterbildungskosten im palliativen Bereich oder etwa auch mit der Förderung von Projekten, mit denen die Situation der Menschen in ihrem allerletzten Lebensabschnitt verbessert werden kann. Je nach Geschäftsverlauf richtet palliacura auch Weihnachtsgaben aus oder besondere Spenden zu Jubiläen. Eine gute Zusammenarbeit besteht mit dem Dachverband Hospize Schweiz, dem ja der zweite palliacura-Preis 2018 verliehen wurde.

(...)

PETER KAUFMANN

Erschienen im EXIT-Info 4/19