Eine denkmalgeschützte Villa im Schweizer Chalet-Stil und ein grosser Park: Die Burgdorfer Liegenschaft, die seit fast 30 Jahren der Stiftung palliacura gehört, steht zum Verkauf. Nach notwendigen Renovationsarbeiten lässt das Innere des Hauses den herrschaftlichen Lebensstil der Gründerzeit erahnen. Als neuer Immobilienmakler wurde die Burgdorfer Firma Lubana AG verpflichtet. Das frühere Chalet erika erhält wieder seinen alten namen Villa Margaritha.
Ein paar Liter Milch machten es möglich: Das zuvor schwarze Wasser des Teiches, der die Konturen der Schweiz nachbildet, erholte sich zusehends und plötzlich waren auch die prächtigen Goldfische wieder sichtbar, die sich seit Jahrzehnten dort tummeln. Nachdem ein Teil des Gartens während der Bauzeit des benachbarten Wohnparks Buchegg als temporärer Parkplatz benützt werden musste, waren anschliessend umfangreichere Baum- und Gartenpflegearbeiten nötig. Neben der Entfernung des wild, meterhoch wuchernden Unkrauts und der alljährlichen Rasenpflege mussten spezialisierte Fachleute eine hohe Schwarzföhre zurückschneiden und eine morsche Blauzeder fällen. «Dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit der Berner Denkmalpflege, die über jede Veränderung der Parkanlage informiert werden will», hält palliacura-Stiftungsrat Bernhard Egger fest.
Spitalbetten nach Rumänien
Auch im Innern des Herrenhauses ist viel verändert worden. Die alten Spitalbetten, die zuvor für den Betrieb der Alzheimerstation nötig waren, hätten eigentlich stehen bleiben können, wenn die Stadt Burgdorf die Villa als Notspital in der ersten Corona-Welle benötigt hätte. Das war nicht der Fall und deshalb übernahm ein sozial tätiger Burgdorfer die Betten und weiteres medizinisches Inventar und überführte sie in Spitäler in Rumänien, wo sie dringend gebraucht werden. Nach diesem Abtransport war es möglich, alte Teppiche und die gut 30 Jahre alten Linoleumböden zu entfernen und das darunterliegende Parkett aus der Gründerzeit freizulegen. Egger: «Es waren bei den Böden nur einige wenige Reparaturarbeiten nötig und alles musste neu geölt werden – nun lässt sich gut erahnen, wie die Burgdorfer Kaufmannsfamilie in dieser 1895 erbauten Villa gelebt haben muss.» Es bestand Interesse, das Chalet als Frauenhaus oder als Kita zu benützen, doch dann hätte das Parkett wiederum überdeckt und auch die hölzernen Wandverkleidungen – auch sie denkmalgeschützt – hätten sicherheitshalber abgedeckt und geschützt werden müssen. Geplant ist nun für nächstes Jahr und noch vor dem Verkauf der Villa eine künstlerische Ausstellung in Zusammenarbeit mit einer Burgdorfer Galerie – sofern die Corona-Situation ein solches Unterfangen überhaupt zulässt.
Kaufinteressenten vorhanden
Anfang dieses Jahres meldeten sich einige ernsthafte Kaufinteressenten, doch während des Corona-Lockdowns ruhten die Verhandlungen weitgehend und schliefen schliesslich vollends ein. Nicht aber die Bau- und Vorbereitungsarbeiten: Die Gemeinde Burgdorf sanierte die Strasse oberhalb der Liegenschaft gründlich und der lokale Energieversorger erstellte auf dem Areal eine neue Elektroverteilkabine, weil die alte beschädigt war. Neu schloss der Stiftungsrat palliacura mit der in Burgdorf ansässigen und seit drei Jahrzehnten erfolgreich tätigen Immobilienagentur Lubana AG einen Vertrag über den Verkauf der Liegenschaft ab. «Wie es sich gezeigt hat, ist eine weitere Vermietung des grossen Gebäudes nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Die Villa mit ihrer grossen, halbprofessionellen Küche eignet sich nicht für alle Zwecke. Ein Käufer hingegen könnte vieles nach seinen Bedürfnissen renovieren und einiges auch verändern, sofern es nicht den Vorgaben des Denkmalschutzes widerspricht», stellt Bernhard Egger fest. Das Chalet Erika wird dieses Frühjahr neu fotografiert und dann auf der Website lubana.ch erneut zum Kauf ausgeschrieben.
PETER KAUFMANN
Erschienen im EXIT-Info1.21